Verkauf des Lenneper Röntgen-Stadions ist vom Tisch
Schilder wie dieses haben sich seit gestern ebenso erübrig wie die ähnlich gestalteten T-Shirts, die die junge Interessengemeinschaft „Pro Röntgenstadion“ (Verkehrs- und Förderverein Lennep e.V., Altstadtfreunde, FC Remscheid, VFL 07 Lennep, Lenneper Turngemeinde Lennep, Sportbund Remscheid, Heimatbund Lüttringhausen, W.i.R., CDU und Lenneper Schützenverein von 1805) hatte anfertigen lassen, um gegen Pläne zu protestieren, das Gelände des Lenneper Stadions an einen Baumarkt-Betreiber zu verkaufen. Wahrscheinlich zum letzten Mal waren die Schilder und T-Shirts zu Beginn der gestrigen Ratssitzung zu sehen - beim Auftritt die Akteuren der Interessengemeinschaft, darunter Klaus Kreutzer und Dr. Ralf Flügge. Dabei hatten nicht nur die beiden Anträge von CDU und W.i.R., die Verkaufsverhandlungen bzw. Planungen zum Röntgen-Stadion umgehend einzustellen, schon im Vorfeld der Sitzung aufgezeigt, wohin die Reise gehen sollte, sondern auch die klare Vorgabe der Gestaltungsmehrheit von SPD, FDP und Grünen: Kein Verkauf ohne adäquates Ersatzgelände für den FC Remscheid und den Schulsport!
Die zahlreichen Anlagen hinzu gekommen, umfasste die „Voruntersuchung Stadion Lennep, Jahnplatz, Schützen-/Kirmesplatz, ehem. Gartenmarkt Klee, Alternativstandort Hackenberg“, die Stadtplaner Hans Gerd Sonnenschein dem Rat der Stadt gestern vorlegte, Dutzende von Seiten. Doch auf keiner fand sich ein „adäquater Stadionersatz“. Zwar hatte Sonnenschein noch das Sportzentrum Hackenberg als Ersatz für das Stadion ins Gespräch gebracht. Doch Wieland Gühne (W.i.R.) fand das seltsam. Er erinnerte daran, dass die Verwaltung, als damals die (später im Lennepe Bachtal angelegte) Skater-Anlage in der politischen Diskussion gewesen sei, aus Gründen des Emissionsschutzes (Lärm) davon abgeraten habe, diese auf dem Gelände des Sportzentrums Hackenberg vorzusehen. Ein Emissionsgutachten könnte die gesamte Sportanlage gefährden, habe es damals geheißen. Da mache es doch wohl keinen Sinn, dort auch noch ein Ausweichquartier für den FC Remscheid und den Schulsport einzurichten.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Meinecke sah das ebenso. Er hatte allerdings das Problem, dass die Verwaltungsvorlage sich nicht nur mit dem Stadion, sondern auch mit dem Schützenplatz und dem früheren Klee-Gelände als potenziellem Standort eines Baumarktes beschäftigte, drei Themen also, die planungsrechtlich gar nichts miteinander zu tun hatten. Deshalb wäre es ihm zunächst lieber gewesen, der Rat hätte den Tagesordnungspunkt 54 komplett bis zur (DOC-)Sondersitzung am kommenden Donnerstag vertagt, um der Verwaltung Gelegenheit zu geben, bei den an Schützenplatz und „Klee“ interessierten Investoren noch weitere Erkundigungen zu ihren Plänen einzuholen. Doch die auf der Zuschauertribüne nach einer Entscheidung „pro Stadion“ gierenden Lenneper Bürger und die Forderung des CDU-Fraktionsvorsitzenden Jochen Siegfried nach einem „eindeutigen Votum hier und jetzt“ ließen die Gestaltungsmehrheit nach einer Sitzungsunterbrechung umschwenken; es blieb ihnen auch gar keine andere Wahl, wollten sie nicht ins politische Abseits geraten. Der interfraktionelle Antrag, der daraufhin einstimmig beschlossen wurde, war kurz und bündig: „Die Absicht, das Röntgenstadion zu verkaufen, wird nicht weiter verfolgt!“ (Man hätte von den Lenneper Bürgern Beifall erwarten können; doch der blieb aus.) Die übrigen beiden Punkte der Vorlage werden sich nun, wie von Meinecke gewünscht, auf der Tagesordnung der nächsten regulären Ratssitzung wiederfinden - nach der Sommerpause.
Für Planung und Gutachten habe die Verwaltung unnütz 100.000 Euro ausgeben, kritisierte Fritz Beinersdorf, Fraktionsvorsitzender der Linken, die sich von Anfang an klar gegen einen Verkauf des Stadiongeländes ausgesprochen hatten. Und Jochen Siegfried sprach von „viel Lärm um nichts“, bezogen auf den Tagesordnungspunkt 54 von „viel Papier um nichts“. „Alle, die über den Vereins- und Schulsport das traditionsreiche, 1925 eingeweihte Stadion nutzen, schütteln verständnislos den Kopf über den bisherigen Verlauf der Diskussion. Eine mindestens gleichwertige Sportstätte ist in unserer Stadt nicht vorhanden. Der Erlös, der mit einem Verkauf des Röntgen-Stadions verbunden wäre, würde niemals für den Bau eines neuen Stadions reichen. Unter dem Strich können wir sagen: Dies ist wahrlich kein Ruhmesblatt für diejenigen in Verwaltung und Politik, die an Stelle des Röntgen-Stadions lieber einen Baumarkt gesehen hätten.“
Oberbürgermeisterin Beate Wilding hielt der CDU-Fraktionsvorsitzende entgegen, sie habe erst kürzlich noch gesagt, die Verwaltung habe „nur im Auftrag des Rates geprüft“. Siegfried: „Ganz richtig ist Ihre Aussage nicht. Zumindest lässt sie die entscheidende Vorgeschichte weg. Denn vor besagtem Prüfauftrag des Rates hatte der Leiter der Stadtplanung gegenüber der Presse darüber berichtet, bei der Stadt gebe es Pläne, auf dem Gelände des Röntgen-Stadions einen Baumarkt zu errichten. Damals war Ihnen der Leiter der Stadtplanung noch direkt und unmittelbar unterstellt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche entscheidenden Handlungen und Aussagen ohne Wissen, Duldung oder Zustimmung Ihrerseits geschehen sind. Am Anfang dieser ganzen unseligen Geschichte stand also der Vorstoß der Verwaltung, nicht der Prüfauftrag des Rates.“
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