Beteiligt am demokratischen Wiederaufbau der Stadt
Gustav Flohr steht im Mittelpunkt eines Vortrages mit Diskussion, zu dem der Rosa-Luxemburg-Club Remscheid für Freitag, 7. Oktober, 19 Uhr, in die Stadtbücherei an der Scharffstraße eingeladen hat. Gustav Flohr (12.11.1895 - 18.2.1965) war von Mai bis November 1946 Oberbürgermeister von Remscheid. Er gehörte damals der KPD an. Aus Protest gegen die Stalinisierung seiner Partei trat er 1948 aus der Partei aus. Referent am 7. Oktober ist Prof. Dr. Jörg Becker, Honorarprofessor für Politikwissenschaft an der Universität Marburg und Geschäftsführer des Korn Tech-Instituts für Kommunikations- und Technologieforschung in Solingen. In seinem Besitz befindet sich der Nachlass von Gustav Flohr. Becker gilt somit als ein ausgewiesener Kenner dessen Lebens.
Gustav Flohr 12.11.1895 - 18.2.1965 war zunächst als Klempner und Schweißer und später auch im kaufmännischen Bereich tätig. Von 1914 bis 1918 diente er im Ersten Weltkrieg. Seit 1910 war er Mitglied des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes und der SPD. Nach dem Krieg schloss Flohr sich zunächst der USPD und 1920 der KPD an. Er war an der Niederschlagung des Kapp-Putsches beteiligt. Ab 1926 war er Stadtverordneter Remscheids. Später leitete er die Ortsgruppe der Revolutionären Gewerkschaftsopposition. Er gehörte der Reichsleitung des Kampfbundes gegen den Faschismus an. 1932/1933 war er Mitglied des Reichstages. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Gustav Flohr im März 1933 in sogenannte Schutzhaft genommen und im April 1934 wegen verbotenen Waffenbesitzes zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Nach seiner Freilassung emigrierte er 1936 zunächst in die Niederlande und war dort illegal für die KPD tätig.
Von 1936 bis zu einer Verwundung 1938 kämpfte Flohr in den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg. Er wurde nach Frankreich evakuiert und dort wegen öffentlicher Propaganda interniert. Später wurde er zur Zwangsarbeit am Atlantikwall herangezogen, aus der er 1943 floh. Gustav Flohr wurde Offizier der Resistance, zuletzt war er Operationsoffizier im Divisionsstab im Departement Saöne-et-Loire. 1945 kehrte er nach Remscheid zurück, wo er Betriebsratsvorsitzender der Diehl KG wurde. "Der Verstorbene war einer der ersten, der nach dem Zusammenbruch daran ging, die durch Kriegseinwirkung zerstörte Stadt Remscheid im demokratischen Sinne aufzubauen. Diese Tätigkeit gipfelte in der Zeit, da Ihr Gatte von Mai 1946 bis November 1946 das Amt des Oberbürgermeisters bekleidete. Für die verdienstvolle Wiederaufbauarbeit ist ihm die Stadt Remscheid stets zu Dank verpflichtet," heißt es im Kondolenzschreiben der Stadt Remscheid vom 19. Februar 1965 an die Witwe Gustav Flohrs.)
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