Remscheider DOC-Freunde auf Kuschelkurs im Schützenhaus
Die Stimmung war DOC-freundlich bis -euphorisch, und unter den gut 70 Gästen der „Initiative engagierter Remscheider pro DOC“ im Schützenhaus schien gestern Abend der Begriff „alternativlos“ zu kursieren. Der ist zwar „Unwort des Jahres 2010“, wurde aber mehrfach in der Diskussion über die Präsentation von McArthurGlen erwähnt. Und noch eine Schippe drauf: Von „übermächtiger Chance“ war die Rede, von einem „Geldregen, der Remscheid nach vorne bringt“, von einer ausgesprochenen „Win-Win-Situation“. Zwar hatten die Moderatoren Henning Röser (Bergische Morgenpost) und Axel Richter (rga) angekündigt, dass dies „keine Kuschelveranstaltung“ für die Repräsentanten des DOC-Investors McArthurGlen und seiner Promoter aus FIT (Förderverein für Innovation und Technologie), MIT (Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU) und den WiJus (Wirtschaftsjunioren) werde.
Aber kuschelig wurde es dann doch. Denn es fehlten sowohl auf dem Podium als auch im Auditorium die kritischen Stimmen zum geplanten DOC. Die aber gibt es auch in Remscheid; vielleicht waren sie nicht eingeladen. Denn FIT-Vorsitzender Franz-Bernd Daum (Foto rechts) machte keinen Hehl aus dem Ziel der Veranstaltung: Man wolle für das DOC „begeistern“, damit werde ein „Magnet installiert“. Die erwarteten Investition in dreistelliger Millionenhöhe, die McArthurGlen hier tätigen wolle, brachte Daum auf eine Kurzformel: „Wenn es für die Investoren gut ist, muss es auch für die Stadt gut sein.“ Henner Blecher, Vorsitzender des MIT, erklärte, man wolle Remscheid – allen Schwierigkeiten zum Trotz – nach vorne bringen. „Wir brauchen Belebung in Remscheid!“ Und dazu müsse die Bürgerbefragung am 16. Oktober gewonnen werden. Denn bisher habe Remscheid für Auswärtige (Führungskräfte und Touristen) nicht viel mehr zu bieten als einen schönen Wald. Die „unattraktiven Innenstädte“ von Remscheid, Lennep und Lüttringhausen könnten aufgewertet, die Kaufkraft durch auswärtige Besucher gesteigert werden, meinte Blecher. Es gelte, einen Trend zu stoppen. „Ohne DOC wandern Einwohner und Kaufkraft ab.“ Zwar sei es für einzelne Remscheider Händler schwer, mit diesen eventuellen Neuerungen umzugehen. Aber diese Skeptiker wollte Constanze Epe von den WiJus beruhigen: Das DOC habe schließlich ein anderes Sortiment als die Alleestraße, die sei eher geeignet für Geschäfte des täglichen Bedarfs.
Angesichts dieser positiven Vorbemerkungen auf dem Podium brauchten die Repräsentanten von McArthurGlen nicht mehr viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Henrik Madsen (Managing Director Northern Europe), Henning Balzer (Development, Foto links) und Thomas Junge (Marketing, im Foto rechts oben bei der Vorstellung des Projektes vor wenigen Tagen im Rathaus) stellten in einer Präsentation ihr Unternehmen und dessen Outlet-Center vor. Dabei betonten sie, dass sie sich stets als Partner der Kommunen und des Stadtmarketings sehen, als „Teil der kulturellen und sozialen Öffentlichkeit“. Das bedeute, dass sie sich der Region zugehörig fühlten und auch für sie werben könnten – international auf Messen und Fachtagungen, im DOC selbst durch Hinweise auf die Angebote in Remscheid und Umgebung.
800 Arbeitsplätze könne man schaffen, 70 Prozent für feste (Voll- und Teilzeit), 30 Prozent für aushelfende Mitarbeiter/innen. Und ein „touristisches Wahrzeichen“ (Balzer) fürs Bergische und die angrenzenden Metropolen setzen. Für viele „neue Kundengruppen“, die Remscheid sonst nicht besucht hätten.
Anhaltender Beifall am Ende der Präsentation – als Ausdruck der auch gedruckten Liebeserklärung mit dem großen roten Herzen der "engagierten Bürger" fürs DOC, das nun bis zum 16. Oktober für die Teilnahme an der Bürgerbefragung werben soll. Und für ein positives Votum. Eine solche „Liebeserklärung“, das freute die McArthur-Glen-Manager, haben sie bislang an anderen Investitionsorten noch nicht bekommen. Allerdings hatten sie es auch noch nicht mit einer Bürgerbefragung zu tun. Was sie für den positiven Ausgang dieser Befragung tun wollten, wurden sie gefragt. Balzer: „Informieren, informieren, informieren.“
Ein möglichst überzeugendes Votum der Befragung sei ein wesentliches Argument, um einer weiteren Hürde zu begegnen: der Landesregierung, die dem geplanten Remscheider DOC eher ablehnend gegenüber steht. Balzer: „Ein starkes Votum aus Remscheid kann die Landesregierung überzeugen!“ Dann stünde dem Zeitplan nichts mehr im Wege, und schon 2015 könne das DOC eröffnet werden. Dieser zügige Verlauf hätte für Henner Blecher nur einen kleinen Schönheitsfehler: „Wenn alles gut und schnell geht – dann steht die falsche Frau auf unserem Platz bei der Einweihung“, meinte er in Anspielung auf Oberbürgermeisterin Beate Wilding …
Aber selbst das nimmt er in Kauf für eine zügige Planung des DOC an der Blume.
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
Chronist am :
Wolfgang Rau am :
Uli Frank am :
Chronist am :
Fraktionen von CDU, SPD, FDP Und W.i.R. am :