Keine Chance für die "Seestadt auf dem Berge"?
„Womit könnte Remscheid sich profilieren“, hatte der Waterbölles am 21. Juli seine Leserinnen und Leser gefragt. Hintergrund: Die Gesetzesinitiative, durch Änderung der Gemeindeordnung in Nordrhein-Westfalen Eigenwerbung auf Ortsschildern zuzulassen. „Hier schon mal die ersten acht Ortsschilder“, schickte daraufhin am 22. Juli Klaus Kreutzer, Vorsitzender des Verkehrs- und Fördervereins Lennep, dem Waterbölles eine E-Mail mit nicht ganz ernstgemeinten Grafiken. Daraus wurde dann im November eine hochoffizielle Angelegenheit: Andreas Meike vom Stadtkarketing der Stadt Remscheid wollte von den Bürgern wissen, welchen Zusatz unter dem Ortsschild "Remscheid" sie sich vorstellen konnten. Noch bis Mittwoch, 30. Dezember, können Vorschläge per E.Mail an stadtmarketing@remscheid.de geschickt werden. Der Waterbölles plädiert damals für Altbekanntes: „Stadt der Werkzeuge und Maschinen“ oder „Seestadt auf dem Berge“.
Die Reaktion der Bürger fiel allerdings mau aus. Im Rathaus ebenso wie im Waterbölles, wo lediglich Klaus R. Schmidt einen Vorschlag machte: „Remscheid, die Seestadt auf dem Berge. Dieser Ausspruch wird dem Kolonialpolitiker Friedrich Fabri zugeordnet während seiner 27jährigen Tätigkeit als Leitender Inspektor der Rheinischen Mission in Barmen ab 1857. Er wollte damit schon vor 150 Jahren die starken überseeischen Handelsbeziehungen der gewerbefleißigen Stadt Remscheid zum Ausdruck bringen.
Für die „Werkzeugstadt“ spricht das 3,1 Tonnen schwere Schwungrad einer alten Dampfmaschine. Das Industriedenkmal weist seit diesem Jahr an der Autobahnausfahrt Remscheid die Richtung Köln fahrenden Kraftfahrer – auch von weitem schon gut sichtbar – auf die Tradition der Metallverarbeitung in Remscheid hin (Foto rechts). Ein Mosaik im Treppenhaus des Rathauses (Foto links) knüpft dagegen die Verbindung zwischen der „Seestadt auf dem Berge“ und dem Matthäus-Evangelium 5, Vers 14. Zitat: „Die Stadt auf dem Berg kann nicht verborgen bleiben“. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 200jährigen Bestehen der Stadt Remscheid am 14. September 2008 hatten Kinder und Jugendliche im Rahmen des Ökumenischen Gemeindefestes der evangelischen Stadtkirchengemeinde, der evangelisch-methodistischen Gemeinde und der katholischen Kirchengemeinden Sr. Suitbertus und St. Josef das Mosaik mit dem Remscheider Stadtwappen in Kleinarbeit hergestellt.
Und nun? Was wird aus der Idee eines Namenszusatzes auf den Remscheider Ortschildern? Geplatzt wie eine Seifenblase? Dafür wäre die Idee zu schade! Die Kommunalpolitik, die ohnehin letztlich darüber zu entscheiden hätte, sollte sich des Themas annehmen. Und vielleicht auch der Bergische Geschichtsverein und die Remscheider „Plattkaller“, beide der Tradition verpflichtet.
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