Neuer Ordnungsdienst: Eher Berater als Fahnder
„SOS“ – Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit – waren schon zu Zeiten von Oberbürgermeister Fred Schulz ein Thema. Der versuchte, das Problem mit weißen, gelben und roten Karten in den Griff zu bekommen. Vergeblich. Gehen Sie mal an einem x-beliebigen Tag zum Bahnhof und sehen sich die Stufen und Sitzplätze vor dem „Kaufland“ genauer an (Foto unten), dann wissen Sie, was viele Bürger/innen ärgert. Und auch die Kommunalpolitiker/innen umtreibt.
Die Verwaltung hat darauf jetzt mit der „Light-Version“ eines neuen Streifendienstes reagiert. „Light“ auch aus Kostengründen. Denn für den neuen „Kommunalen Ordnungsdienst“ (KOD) gab es kein zusätzliches Personal. Jürgen Beckmann, Leiter des städtischen Ordnungsamtes, gestern auf einer Pressekonferenz: „Durch Änderung von Aufgaben und Strukturen haben wir uns den KOD aus den Rippen schneiden müssen.“ Heißt: Künftig werden zwei Mitarbeiter/innen der Verkehrsüberwachung und des Allgemeinen Ermittlungsdienstes des Ordnungsamtes vom Mittag bis zum frühen Abend (Spätschicht von 13 bis 21 Uhr) an neuralgischen Punkten in Remscheid auftauchen, gut erkennbar an ihrer Dienstkleidung, ansprechbar für jeden Bürger, der etwas auf dem Herzen hat, und eine stille Mahnung an, sich so zu verhalten, dass sich niemand gestört oder belästigt fühlt. Beckmann: „Wir wollen das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger stärken. Es gibt zwar noch keine so genannten Angst-Räume im Remscheider Stadtbild wie in so mancher anderen Großstadt, aber hier und da wächst doch das Gefühl der Unsicherheit. Dem wollen wir durch Präsenz begegnen!“
Natürlich wird der KOD bei Verstößen gegen die Ordnungs- und Sicherheitsverordnung der Stadt Remscheid auch einschreiten. In den 151 Stunden, die er seit Anfang August im Stadtgebiet schon unterwegs war, mussten zwei Gruppen von Zechern Platzverweise erteilt werden. Aber: „Der neue Ordnungsdienst soll eher Partner und Bearater der Bürger sein als Fahnder oder Ahnder!“, sagt Sachgebietsleiter Horst Schwarzweller, der im Ordnungsamt gemeinsam mit Anja Seiferheld Ansprechpartner ist für alle Belange des KOD. In Schulungen werden die Mitarbeiter des Ordnungsamtes gezielt auf ihre neue Aufgabe als „Kümmerer“ vorbereitet. Denn dabei kommt es auch auf eine ruhige Gesprächsführung, Eingriffs- und Deeskalationstechniken an. Nicht jeder Zeitgenosse ist schließlich sofort einsichtig, wenn er angesprochen wird „Sie haben da was verloren…!“ - Das Einsatzkonzept im Einzelnen:
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Der KOD zeigt und beweist ordnungsbehördliche Präsenz,
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er soll als verlässlicher Ordnungspartner gesehen und wahrgenommen werden,
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er soll an die Einsichtsfähigkeit der Betroffenen appellieren statt auszugrenzen und zu kriminalisieren („Gefährdungsansprache") und auf diese Weise
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die Ordnung und Sicherheit nachhaltig verbessern, statt sie nur kurzfristig durchzusetzen. In Zweifelsfällen haben Information und Prävention Vorrang.
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Vorrangige Streifen-Orte sind das Umfeld des Hauptbahnhofs Remscheid (Brückencenter, Pirna-Platz, Parkhaus), die Konsum-Terrassen an der Rosenhügeler Straße, der Bökers-Park, das Umfeld des Bahnhofs Lennep, der Hardt-Park, die Alleestraße mit sämtlichen Eingangsbereichen des Allee-Centers, der Stadtpark und das Umfeld des ehemaliges Sana-Klinikums in Lennep.
Das Konzept wurde mit der Polizei abgestimmt. „Hin und wieder werden wir auch gemeinsam mit Polizeibeamten auf Streife gehen“, kündigte gestern Jürgen Beckmann an. Im Herbst 2013 will er ein erstes Resümee ziehen. „Dann muss die Politik entscheiden, ob und wie es weitergehen soll!“ Mit einer einzigen Zweier-Streife am Tag sei der neue KOD „nicht üppig" aufgestellt. Aber mehr sei nun einmal nicht leistbar gewesen.
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