RS-Werbefilm: Beim Text fühlt man sich verhohnepiepelt
Haben Sie Lust dazu, sich einen 27minütigen Film über Remscheid anzusehen? Oder einen über neun Minuten? Beides können Sie bequem zu Hause tun. Mittels PC und Internet. Einfach „www.kepnik.de/Remscheid.htm“ anklicken. Und schon können Sie sich selbst ein Bild über ein Werk machen, für das der damalige Oberbürgermeister Fred Schulz (CDU) im Jahr 2004 65.000 Euro ausgab, um es anschließend in einer Schublade verschwinden zu lassen. Irgendwie scheint Filmemachers Ralf Kepnik den Vorstellungen des Auftraggebers nicht entsprochen zu haben. Dabei war es gar nicht sein erster Film für die Stadt Remscheid. „An die Firma sind mehr Aufträge erteilt worden, als wir zunächst geglaubt haben“, erfuhren die Mitglieder des städtischen Hauptausschusses gestern Abend von der Verwaltung. Das Rechnungsprüfungsamt hat von der Kommunalpolitik den Auftrag zu ermitteln, ob bei der Vergabe dieser Aufträge alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
Konkret wollen die Fraktionen wissen: Gab es Ausschreibungen? Wurden die Vergabevorschriften eingehalten? Was ist gezahlt worden, was steht unter Umständen noch aus? Die Antworten werden in zwei bis drei Wochen vorliegen. Bis dahin stellte gestern die „grüne“ Fraktionsvorsitzende Beatrice Schlieper ihren Antrag zurück, die Bürger entscheiden zu lassen, ob sie sich und ihre Stadt in dem Film wiederfinden, ihn folglich für vorzeigbar halten, oder ob sie der Meinung sind, der Streifen habe mit dem “Ist-Zustand Remscheids“ nichts zu tun. Wieland Gühne von der W.I.R. hatte im Grundsatz nichts gegen eine öffentliche Filmvorführung („zum Beispiel im Ämterhaus“), doch vorher müsse klar sein, für welche der Film überhaupt bestimmt gewesen sei. Für potentielle Investoren oder für Heimatfreunde?
Ich habe mir den Film in Internet einmal angesehen. Die Kurz- wie die Langfassung. Heimatfreunde werden sich an schönen bunten Bildern erfreuen können. Der Text wendet sich dagegen eher an „die Wirtschaft“. Und dieser Text ist die eindeutige „Schwachstelle“. Da wurde so dick aufgetragen, dass sich selbst der größte Lokalpatriot verhohnepiepelt fühlen muss. „Ist-Zustand“? Davon ist der Text leider meilenweit entfernt. Nichts gegen Stadtwerbung und eine gewisse Portion Schönfärberei. Die Zeit der „Potemkinschen Dörfer“ sollte allerdings lange vorbei sein.
„Mal eben“ lässt sich vielleicht der Film hier und da etwas eindampfen. Der Text jedoch lässt sich nicht „mal eben“ kürzen. Der müsste von Grund auf neu geschrieben werden. Und dann könnte es passieren, dass Bild und Text nicht mehr zueinander passen. Meine Meinung: Lassen wir den Film da ruhen, wo er in den vergangenen Monaten geruht hat, und geben wir dafür kein weiteres Geld aus. Davon hat die Stadt ohnehin viel zu wenig.
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Lothar Kaiser am :