Als die Lenneper Post noch Jux-Postkarten zustellte
von Dr. Wilhelm R. Schmidt
Ostern naht, und so suchte ich in meinen historischen Postkartenbestände nach Lennep-Postkarten, mit einem speziellen und schönen Ostermotiv. Ich fand leider nichts Österliches, was nicht schon veröffentlicht wäre. Dafür fielen mir zwei histporische Juxkarten in die Hände, die die damalige Wirklichkeit humoristisch bzw. karikierend darstellen. Die eine Postkarte, die um die vorletzte Jahrhundertwende entstand, entwirft ein Zukunftsbild; außer dem Preußischen Rathaus mit Telegraphenanlage sieht man darauf viel Volks auf (seinerzeit) gängigen Fahrrädern, Droschken und sogar Straßenbahnen. Das eigentlich Zukunftsweisende besteht aber in einer Schwebebahn über dem Alten Markt, die gemäß ihrer Aufschrift die Linie Lennep-Berlin bedient. Eine „Luftballon-Polizei“ hievt gerade einen Zeitgenossen, der vielleicht auf dem Altstadtfest zu viel getrunken hat, zur Ausnüchterung, und ein Liebespaar schwebt im Fallschirm mit der Aufschrift „Rendez-Vous“ selig selig aus dem „siebten Himmel“ der Erde zu. Die zweite, ebenfalls kolorierte Juxkarte zeigt den Mollplatz mit dem Kaiserdenkmal von 1889. Sie basiert auf einer Fotographie, auf der auch die Kinder der umliegenden Häuser wie damals üblich mit abgebildet sind. Mal abgesehen vom pittoresken Blick hinunter zur Stadtkirche zeigt die Karte links vom Berliner Hof auch ein hervorragendes Beispiel bis heute erhaltener Lenneper Bautradition. Wie alle ursprünglichen Häuser am Mollplatz stammt es aus der Zeit zwischen 1820 und 1830 und gehörte einst der Fabrikantenfamilie Walter, deren Tuchfabrik auf der Knusthöhe 1854 durch einen Brand gänzlich zerstört wurde. Auch diese Juxkarte stammt aus dem Verlag Kettling, Schalksmühle, und wurde am 25. 11. 1907 gestempelt.
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