Bei der Wiederwahl Kennepohls kommt es auf die FDP an
Waterbölles-Kommentar
In der Ratssitzung am kommenden Donnerstag möchte Helmut Kennepohl erneut zum Baudezernenten der Stadt Remscheid gewählt werden. „Seine wichtigsten Projekte stehen erst am Anfang“, stellte Henning Röser am 14. April in einem Artikel in der Bergischen Morgenpost fest, der zutreffend mit „Der Unvollendete“ überschrieben war. Gleichwohl outete sich in diesem Artikel Elke Rühl (CDU), Vorsitzende des städtischen Bauausschusses als derart glühende Befürworterin einer Wiederwahl Kennepohls (Remscheid habe dem „Visionär“ sehr viel zu verdanken. „Die Neugestaltung des Hauptbahnhofs mit dem Schaufenster der Wirtschaft sowie der Stadtumbau West werden unter seiner Verantwortung umgesetzt“), dass der BM-Redakteur feststellte, vor allem in der CDU werde der Baudezernent „von manchen Ratsmitgliedern geradezu kulthaft verehrt“. Vielleicht aber auch von einigen Mitgliedern der SPD. Denn vor acht Jahren, als die Wiederwahl Kennepohls schon einmal anstand, hatte sich die SPD im Vorfeld energisch dagegen ausgesprochen, hatte aber bei der geheimen Abstimmung ein innerparteiliches Desaster erlebt: Trotz vorheriger Probeabstimmung in der Fraktion hatten einige SPD-Mitglieder Kennepohl ihre Stimme gegeben. Bis heute wird darüber gerätselt, wer das gewesen sein mag. Offen bekannt hat sich zu seiner damaligen Ja-Stimme bis heute keiner der „Abweichler“.
Die offizielle Parteimeinung von SPD und Grünen über Helmut Kennepohl ist klar und signalisiert Geschlossenheit: Er plane an den Bedürfnissen der Bürger vorbei. Die W.I.R. dagegen bekennt sich einerseits zu Kennepohl, lässt andererseits aber an Planungen und Projekten des Baudezernats (z.B. Trasse des Werkzeugs) kein gutes Haar. Fraktionsvorsitzender Wieland Gühne gibt dabei (nicht zum ersten Mal) den Pragmatiker: Kennepohl in Pension zu schicken könne sich die Stadt nicht leisten; das würde eine Million Euro kosten.
Das Zünglein an der Waage könnte in diesem Fall also die FDP ein. Die fühlte sich in jüngster Zeit von Kennepohl etwas stiefmütterlich behandelt (die Beantwortung von FDP-Anfragen ließ auf sich warten). Aber ob das zu Nein-Stimmen reichen wird? Fraktionsvorsitzender Lüttinger kündigte bisher lediglich „wertneutral“ an, die FDP werde Kennepohls „bisherige Amtszeit in Gänze würdigen und mögliche Perspektiven bewerten“. In "Gänze würdigen" könnte "Bilanz ziehen" heißen. Und da wäre dann nach Ergebnissen zu fragen, nach Vollendetem. Wenn man andererseits die guten Verbindungen zwischen FDP und Unternehmerschaft bedenkt (deren offizielle Sprecher sind als Befürworter Kennepohls bekannt), dann wäre die Nicht-Wahl des "Unvollendeten" am Donnerstag eine glatte Sensation. Der jüngste anonyme Brief jedenfalls (unterzeichnet mit „Die Stimmen der Stadtverwaltung Remscheid“), in dem Kennepohl mangelnde Führungsqualitäten vorgeworfen werden, dürfte die Ratsmitglieder in ihren Positionen eher gefestigt als verunsichert haben.
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
Chronist am :
Chronist am :