Trotz vieler Aktionen mangelt es an Sauberkeit
Erinnern wir uns: Die Remscheider Wirtschaftsjunioren (Wijus), damals noch sehr aktiv, hatten im Herbst 2003 den Marketing-Experten Christian Klotz als Städtetester nach Remscheid eingeladen. Der damals 59jährige kam, sah - und kritisierte den Schmutz auf der Alleestraße: „Die Kaufleute dekorieren ihre Schaufenster wirklich schön. Aber zwei Meter weiter liegt der Dreck. Sie sollten jeden Morgen die Bäume und Beete sauber machen, dann sieht die Stadt schon ganz anders aus." Erinnern wir uns weiter: „“SOS“ nannte ein Jahr nach der Wijus-Aktion der damalige Remscheider Oberbürgermeister Fred Schulz sein Konzept für Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit. Heute spricht auch davon niemand mehr. Doch das Bemühen um eine saubere Stadt geht weiter. Am 28. und 29. April heißt es in Remscheid zum achten Mal: „Eine Stadt räumt auf“.
Zum diesjährigen „Frühjahrsputz“ haben sich bei Gerd Krauskopf vom städtischen Umweltamt bisher 3300 Jungen und Mädchen aus Kindergärten und Schulen mit ihren Erzieherinnen und Lehrerin sowie (zum Teil) auch mit ihren Eltern angemeldet. Mitglieder von Vereinen und Verbänden sowie Einzelpersonen sind ebenfalls willkommen; auch sie können beim Pförtner der Remscheider Entsorgungsbetriebe (REB) an der Nordstraße Handschuhe und Müllsäcke kostenlos in Empfang nehmen. Wo und wann genau der jeweilige „Frühjahrsputz“ stattfinden soll, möchte die Stadt gerne frühzeitig unter der Telefonnummer 16-2452 erfahren, damit die gefüllten Müllsäcke auch abgeholt werden können. Im vergangenen Jahr kamen so mehr als 36 Tonnen Kleinabfälle zusammen.
Ein Befürworter der SOS-Aktion von OB Fred Schulz war Georg-Eike Dalchow, Geschäftsführer des Bergischen Einzelhandels- und Dienstleisterverbandes. In der „Bergischen Wirtschaft“, Ausgabe 6/2004, wurde er wie folgt zitiert: „Gerade weil wir etwa beim Warenangebot Großstädten wie Düsseldorf keine Konkurrenz machen können, müssen wir in punkto Sicherheit und Sauberkeit wirklich top sein“. Denn durch ihre Einkaufsatmosphäre könnten sich die bergischen Städte von anderen Großstädten abheben. Und wenn Remscheid sein SOS-Konzept wie geplant umsetze, stehe die Stadt in Sachen Sicherheit und Sauberkeit an erster Stelle. Dalchow versprach sich damals von der Aktion auch deshalb sehr viel, weil der Oberbürgermeister sie zur Chefsache erklärt habe.
Doch auch eine Chefsache kann ein Flop werden. Schon zwei Monate nach dem Dalchow-Interview, Ende August 2004, acht Monate nach dem Beginn seiner SOS-Aktion, berichtete Fred Schulz von 500 „Gelben Karten für Schmutzfinken", allerdings nur von drei "Roten Karten" für Kippen schnippende Raucher, die ein Verwarngeld von 15 Euro hatten „berappen“ müssen. Hinzu kamen drei Bußgelder über 50 bzw. 80 Euro wegen Urinierens. Im April 2005 stellte die Verwaltung im Umweltausschuss fest, vieles sei am mangelnden Geld und Personal gescheitert, zum Beispiel die Beseitigung von Schmierereien. Und auf die Frage, ob die Politessen auf Umweltsünder achten könnten, meinte Stadtkämmerer Jürgen Müller: "Wir können nicht jedem nachlaufen, der eine Kippe wegschmeißt." Bis Februar 2005 hatten lediglich 20 Kippen schnipsende Raucher ein Verwarngeld zahlen müssen. Und die Zahl der Verwarnungen wegen Urinierens in der Öffentlichkeit war auf vier „gestiegen“. An einigen der insgesamt 53 Containerstandorten in Remscheid hatte 2004 ein Detektiv mehr als 75 Stunden lang Abfallsündern auf frischer Tat ertappen wollen – und hatte nur vier erwischt. Auch das stand "in keinem Verhältnis zum Erfolg", erfuhr der Umweltausschuss damals von Beschwerdemanager Arnd Zimmermann.
Früher hieß es in Remscheid oft "Hölpend met, datt Remsched propper blitt". Wer eerinnert sich noch daran?
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