Es gibt den Tag des offenen Denkmals (12. September), den Internationalen Museumstag (der nächste am 15. Mai 2011), die „Nacht der Kultur“ (30. Oktober), und beinahe hätte es in Remscheid auch noch den „Tag der offenen Wirtschaft“ gegeben. Doch es blieb beim Arbeitstitel. Stattdessen entschieden sich die Wirtschaftsjunioren (Wiju) für „Wirtschaft erleben“. Aus Sorge, sonst mit einer Kneipentour verwechselt zu werden, wie Wiji-Sprecher Oliver Knedlich gestern auf einer Pressekonferenz in den Räumen der Stadtsparkasse verriet. Genau 80 Remscheider Unternehmen und Institutionen beteiligen sich am 11. September an dem groß angelegten „Tag der offenen Tür“. Den Flyer, der dazu in den Filialen der Stadtsparkasse ausliegt (30.000 Exemplare) und von dieser mit 8.500 Euro gesponsert wird, erhalten am kommenden Samstag auch alle 23.000 Abonnenten des RGA kostenlos. Er enthält einen Stadtplan mit Markierungen, wo an diesem Tag überall ein „Blick hinter die Kulissen“ möglich ist, ferner ein Grundwort von Oliver Knedlich: „Wann haben wir schon mal die Gelegenheit, bei einer Produktion zuzusehen, Handwerkern und Dienstleistern über die Schulter zu schauen, Geschäftsbereiche zu entdecken, die sonst für die Öffentlichkeit verschlossen bleiben? Remscheid hat viel zu bieten und wir wollen es an diesem Tag mit Ihnen erleben.“ Die Stadtsparkasse beteiligt sich daran mit einer „ImmobilienBörse“.
Die Remscheider Wijus folgen mit „Wirtschaft erleben“ dem Beispiel von Solingen und Wuppertal. Der Grundgedanke dabei, so Knedlich: „Wir haben in Remscheid viele innovative Firmen. Gewiss, 340 Unternehmen waren in jüngster Zeit von Kurzarbeit betroffen. Aber wir können ja nicht nur jammern…!“ So wurde denn der Entschluss gefasst, auch in Remscheid ortsansässigen Firmen die Möglichkeit der Präsentation zu bieten und interessierten Bürger/innen, die Betriebe näher kennenzulernen. Herausgekommen ist eine bunte Mischung, von Weltmarktführern aus Stahlbranche und Maschinenbau bis hin zur Hundeschule. Im Flyer vertreten sind auch der Förderkreis Steffenshammer e.V., das Röntgenmuseum (wieso und wenn ja, warum nur dieses Museum?), das „Remscheider Weindepot“, das Restaurant „Grund“, das Turmzimmer im Rathaus (wegen des weiten Blick auf den bergischen Wirtschaftsraum?), zwei Autohäuser, ein Möbelhaus, Versicherungsmakler, EDV-Supporter, das Alleecenter (der Besichtigungszeitraum ist mit 11 bis 15 Uhr angegeben, doch ob besichtigt werden kann, was normalerweise verborgen bleibt, wird im Flyer nicht verraten). Oliver Knedlich räumte gestern ein, gerne hätte er (neben Dirostahl, Kempkes, Erotec, Wenezit, Klauke, Robust, Famag, Wiegang und Hazet) noch weitere metallverarbeitende Betriebe in das Programmheft aufgenommen. Aber: „Manche Firmenchefs befürchteten, unter den Besuchern könnten auch örtliche Konkurrenten sein, um sich die Maschinen in den Hallen mal ganz genau anzusehen…“
Die Wirtschaftsjunioren Remscheid, 1951 gegründet, sind ein Zusammenschluss von jungen, aktiven Führungskräften und Unternehmern aus Remscheid und Umgebung, organisiert innerhalb der bergischen Industrie- und Handelskammer. Die knapp 60 Mitglieder, als „Junioren" sind wir alle jünger als 42 Jahre kommen aus allen Bereichen der heimischen Wirtschaft (Industrie-, Handel, Dienstleistungsgewerbe und Handwerk).
Waterbölles-Kurzkommentar: „Wirtschaft erleben“, im Prinzip eine prima Sache. Jedenfalls dann, wenn es wirklich etwas zu besichtigen gibt, was man nicht alle Tage sieht. Und davon findet sich im Flyer doch einiges.