
„So schön kann streichen sein“, lobte Reinhard Ulbrich, der Vorsitzende des Sportbundes Remscheid, gestern Mittag in der seit vier Monaten wieder eröffneten RTV-Gaststätte „De Tornhall“ (Pächter: Vassilios Tsaussidis) ein kleines Kammerorchester („Stadtstreicher“). Unter der Leitung von Bettina L'habitant sorgten die Jungen und Mädchen (Bild links) zusammen mit Johannes Behr (Gitarre) und Matthias Strucken (Xylophon), zwei freiberuflichen Musikern aus Köln, dafür, dass der erste Neujahrsempfang des Sportbundes nicht allzu wortlastig wurde. Der Empfang, der die bisherigen „Neujahrsgespräche“ des RSV/SBR abgelöst hat, stand unter dem Motto „Sportlich gemeinsam für Remscheid“. Ulbrich, tags zuvor als Sprecher der Stadt- und Kreissportbünde ins Präsidium das Landessportbundes NRW gewählt, begrüßte dazu zahlreiche Vorstandsmitglieder Remscheider Sportvereine, sportinteressierte Bürger/innen und Kommunalpolitiker, darunter auch den Sportausschussvorsitzenden Hans Peter Meinecke (SPD) und den Landtagsabgeordneten Sven Wolf. Die Verwaltung war durch Stadtdirektor Burkhard Mast-Weisz und Sportamtsleiter Bernd Fiedler vertreten.

Unter den Gästen waren auch Klaus Kreutzer, der Vorsitzende des Verkehrs- und Forderverein Lennep e.V. (er warb für den Erhalt des Lenneper Kirmesplatzes) und Ralf Wieber, der Vorsitzende des Marketingrates Innenstadt (er warb für das finanziell noch nicht in trockenen Tüchern steckende "Public Viewing", die Fanmeile auf dem Rathausplatz während der Fußball-EM-Jahr 2012). Von der Stadtverwaltung wünschten sich beide eine intensivere Unterstützung von ehrenamtlicher Arbeit. Und Gunther Brockmann, der Vorsitzende des Rollsportvereins -IGR- Remscheid e.V., griff das später auf, lobte allerdings zugleich die „im vergangenen Jahr sehr gute Zusammenarbeit“ mit dem städtischen Sportamt. Ähnlich hatte sich zuvor auch Ulbrich geäußert. Allerdings wünschte auch er sich weniger Bürokratie und „keine Knöllchenjäger mehr bei Sportveranstaltungen“ (Beispiel Schreverheide).
„Ohne Moos nichts los“. Das wissen auch die Remscheider Sportfunktionäre. Und der SPD-Fraktionsvorsitzende Meinecke konnte ihnen wenig Hoffnung machen, dass sich daran in den nächsten Jahren etwas ändern werde. Gewiss, Remscheid braucht mehr als nur eine neue Turnhalle. Doch in den nächsten vier bis sieben Jahren werde im Zusammenhang mit einem Schulneubau wohl nur eine neue Halle finanziert werden können, so Meinecke. Das sei der städtischen Finanzmisere geschuldet. Im Zusammenhang mit den Auflagen beim „Stärkungspakt“ des Landes müssten aus dem städtischen Etat bis Juni 30 Millionen gestrichen werden – fortwirkend auf die folgenden Jahre. Und sofern das nicht gelänge, seien Erhöhungen der Gewerbe- und der Grundsteuern unvermeidbar. Ein vielversprechender Ausblick in die Zukunft sieht anders aus. Meinecke auf Nachfrage von Reinhard Ulbrich: „Es wird darauf ankommen, die bestehenden Turnhallen in gebrauchsfähigem Zustand zu halten!“
Ulbrichs Stichwort „Parkt mit dem Sport“ griff anschließend Stadtdirektor Burkhard Mast-Weisz auf. In der gegenwärtigen Finanzmisere sei es „umso wichtiger zu vereinbaren, was wir angehen können und was nicht!“ Auch in Lennep fehle eine Turnhalle, für die noch nach einer Finanzierungsmöglichkeit gesucht werde. Brockmann regte an, das Geld, das der Stadt nicht habe, bei der heimischen Wirtschaft zu suchen. „Wir haben da doch eine große Firma in der Stadt. Deren Sponsorenwerbung sehe ich immer im Fernsehen bei großen, bundesweiten Sportveranstaltungen! In Remscheid ist mir die noch nicht so aufgefallen!“
Warum von den Remscheider Unternehmen so wenig Unterstützung käme, wollte Reinhard Ulbrich von Ulrich Gräfe wissen, Vorstand der Stadtsparkasse Remscheid, die über ihre Stiftung der wohl größte Sponsor örtlicher Vereine und Institutionen ist. Doch Gräfe musste passen: „Ich kenne die Beweggründe der Unternehmen nicht!“ Und auch Prof. Dr. Hoffmann, Geschäftsführer der Stadtwerke, von Ulbrich als zweiter „zuverlässiger Helfer des Sports“ vorgestellt, konnte nur für das eigene Unternehmen weitere Unterstützung zusagen.
Dabei sei der Sport ein Teil kommunaler Daseinsvorsorge und ein bedeutender sozialer und ökonomischer Standortfaktor, zitierte Ulbrich den Präsident des Landessportbundes, Walter Schneeloch: „Sportvereine und ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter leisten hervorragende Arbeit und verdienen auch in schwierigen Zeiten Unterstützung!“ Das ehrenamtliche Engagement in den Sportvereinen erspare dem Land Nordrhein-Westfalen Millionenbeträge, die sonst die Allgemeinheit aufbringen müsste für die Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, besonders in sozialen Brennpunkten. Ulbrichs Schlussfolgerung: “Jeder in Sport und Bewegung investierte Euro löst einen mehrfachen, gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Nutzen für unser Land aus, ist ein Beitrag zur Kostenreduzierung im Gesundheitswesen, zum präventiven, aktiven Jugendschutz sowie zur Integration und zum Generationenkontakt!“ (Lesen Sie auch, warum Reinhard Umbrich beim Neujahrsempfang aus allen Wolken fiel: "REB möchten 60.000 Euro für ein Gutachten locker machen".)
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