Türkischer Elternverein wollte politische Positionen aus erster Hand
Nichts gegen seitenlange Wahlprogramme. Aber die zu studieren, kann recht mühsam sein. Erst recht für Remscheider Bürger, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Wohl auch deshalb wollten die Mitglieder des Türkischen Elternverein in Remscheid und Umgebung e.V. unter dem Vorsitz von Sahih Temizyürek die politischen Positionen der fünf Oberbürgermeisterkandidat/innen, die am 25. Mai zur Wahl stehen, aus erster Hand kennenlernen, von Fritz Beinersdorf (Linke), Burkhard Mast-Weisz (SPD), Beatrice Schlieper (Grüne), Jochen Sigfried (CDU) und Hans Lothar Schiffer (FDP) persönlich. Diskussionen über die Remscheider Kommunalpolitik haben bei dem türkischen Verein inzwischen bereits eine gute Tradition (siehe „Gesamtschule ist kein Allheilmittel für notwendige Integration“ im Waterbölles vom 7. Oktober 2010). Die gestrige Podiumsdiskussion war die 6. In dieser Reihe. Und auch diesmal wieder war im Saal eine ganze Reihe von deutschen Parteifreunden der Diskutanten. Dass diese die ersten Stellungnahmen ihres Kandidaten / ihrer Kandidatin mit möglichst lautem Beifall bedachten, fiel auf und kann als der Versuch gewertet werden, ihn / sie gegenüber den Gastgebern als beliebter darzustellen als seine /ihre Kontrahenten. Das legte sich jedoch zum Glück im Laufe der Diskussion wieder.
„Auch wir sind Wähler und entscheiden mit!“, hatte der Türkische Elternverein die Podiumsdiskussion überschrieben, und Moderator Reinhard Ulbrich nahm das ernst, ließ die Zuhörer im Saal schon bald selbst zu Wort kommen, genau so. wie die OB-Kandidaten sich der gewünscht hatten. Schwerpunktthemen waren die Schul- und Bildungspolitik und die Wirtschafts-und Sozialpolitik in Remscheid und NRW, waren Chancengleichheit und die (zu geringen) beruflichen Perspektiven für Migrantinnen und Migranten und Deutschen mit Migrationshintergrund. Aber auch der Zustand der Alleestraße und der Wunsch nach einem neuen Kino – allgemeines Verständnis auf dem Podium – kam zur Sprache.
Ein Teamplayer möge der neue Oberbürgermeister / die neue Oberbürgermeisterin der Stadt Remscheid sein, hatte sich eingangs Salih Temizyürek (Foto links) gewünscht. Wer hätte da auf dem Podium widersprechen wollen?? Die OB-Kandidaten hatten ihre eigenen Wünsche (oder Ziele). So stellte sich Jochen Siegfried vor, Remscheid werde sich mit ihm als Oberbürgermeister zu einer überregional bekannten „Marke“ entwickeln mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen und einer „passgenauen Bildung für alle Kinder“. Das werde nicht einfach werden, räumte der CDU-Kandidat ein. „Denn der extreme Sparekurs muss fortgesetzt werden!“
Optimistischer gab sich da Hans Lothar Schiffer: „Remscheid hat eine gute Zukunft, davon ich fest überzeugt!“ Und dazu gehöre natürlich auch eine gute Bildung, „die Voraussetzung für gutes Leben“. Gleichwohl betonte auch er die Notwendigkeit eines weiteren Schuldenabbaus. “Wir haben den Bürgern schon viel zugemutet, müssen aber bei einigen städtischen Aufgaben kritisch nachfragen, ob wir sie uns noch leisten können!“
Auf dem Gelände des Türkischen Kultur- und Sportzentrum e.V., Freiheitstraße 72 – 74, sind der Sportclub Ayyildiz und der Türkische Elternverein Remscheid und Umgebung e. V. zuhause. Der Elternverein wurde 1969 durch türkische Arbeitnehmer als „Türkischer Arbeitnehmer Verein e.V." in Remscheid gegründet. Das Hauptziel des Vereins ist die Förderung des gemeinsamen Miteinanderlebens und die Integration der türkischen Mitbürger in die deutsche Gesellschaft. In diesem Sinne organisiert der Verein kulturelle Veranstaltungen, an denen Menschen aus unterschiedlichen ethnischen Gruppierungen zusammenkommen und gemeinsam feiern. Durch kulturelle Veranstaltungen sollen Deutsche und Menschen aus anderen Nationen die Türkei und die türkischen Mitmenschen näher kennenlernen. (aus einem Flyer des Vereins) |
Beatrice Schlieper verwies auf die zahlreichen im Wahlprogramm der Grünen definierten Ziele. Die wolle die Partei gemeinsam mit anderen Institutionen in Remscheid zu erreichen suchen. Dazu gehöre auch das gemeinsame längere Lernen. Burkhard Mast-Weisz sah das so: „Bestmöglich Bildung für jedes Kind an der bestmöglichen Schule“. Aber auch gute Betreuungsangebote im Vorschulalter und in der Grundschule hat der SPD-Kandidat im Blick: „Die müssen weiter ausgebaut werden!“
Bis zur Kommunalwahl am 25. Mai werden interessierte Bürgerinnen und Bürger noch mehrfach Gelegenheit haben, die OB-Kandidaten auf Podien zu erleben. Etwa beim Alevitischen Kulturverein Remscheid, Lenneper Str. 1, schon am kommenden Sonntag, 4. Mai, von 13.30 bis 15.45 Uhr und am Dienstag, 6. Mai, ab 18 Uhr im Restaurant Schützenhaus. Dann sind die Kreishandwerkerschaft Remscheid und Hausbesitzerverein Haus & Grund für Remscheid und Umgebung e.V. die Gastgeber.