
„Haltet die Uhren an. Vergesst die Zeit. Ich will euch Geschichten erzählen.“ Dieses Zitat des Schriftstellers James Krüss (* 31. Mai 1926, † 2. August 1997) soll am Teo Otto Theater für die neue Spielzeit 2917/2018 werben, wie Kulturdezernent Dr. Christian Henkelmann gestern im Theaterfoyer berichtete. Gemeinsam mit Constanze Mandt und Lutz Heinrichs stellte er dort der lokalen Presse die 87 Produktionen (Vorsaison: 68) mit ihren insgesamt 102 Vorstellungen (Vorsaison: 89), auf die sich die Remscheider Theaterfreunde in der neuen Saison freuen können. Denn trotz eines städtischen Gastspieletat für das Theater von nur (aber gegenüber 2017 erhöht) insgesamt 805.000 € (485.000 € Theater und 320.000 € an Honoraren und Nebenkosten für die Bergischen Symphoniker) ist das vielfältige Programm ist vielversprechend. Nachzulesen ist es in drei druckfrischen Publikationen – dem bekannten Theater-Almanach, einer Tanz-Broschüre und einer speziell für das Kinder-Theater. Der Konturdezernent: „Die Politik hat sich besonnen und die finanziellen und damit programmatischen Spielräume des Theateretats wieder erweitert. Von daher gilt mein ausgesprochener Dank dem unverminderten Zuspruch des treuen Publikums und der kommunalpolitischen Unterstützung des Theaters über alle Parteigrenzen hinweg! (...)Theater, Ballett und moderner Ausdruckstanz erweisen sich im Teo Otto Theater Remscheid als sehr lebendig.“
Die 29 Konzerte der Bergischen Symphoniker in der Spielzeit 2017 / 2018 des Teo-Otto-Theaters verteilen sich auf zehn Philharmonische Konzerte, zwölf Sonderkonzerte (plus 3 x „On Fire!“), vier Musiken am Sonntagvormittag und drei Schulkonzerte. Aber darüber hinaus beteiligt sich das Orchester auch wieder an fünf Musik- und einer der insgesamt Tanz-Produktionen, die im Remscheider Theater zu sehen sein werden.
In seinem Grußwort zur Tanz-Broschüre zitiert Dr. Henkelmann den Schweizer Schriftsteller Max Frisch. Er schrieb in sein Tagebuch 1946-1949: Wenn das Theater eingeht, ist auch der Eros eingegangen." Und die Angst um den Verlust des Theaters und damit der Erotik betreffe von allen Theatersparten wohl am meisten den Tanz. Der habe sich mit dem Widerstreit von Hell und Dunkel, von Tag und Nacht, von Gut und Böse, schon seit der Romantik beschäftigt. Hier sei ein herausragende Beispiel Peter I. Tschaikowskys klassisches Ballett „Schwanensee“ mit dem unschuldigen, jungfräulichen, weißen Schwan und dem verführerischen, sinnlichen, schwarze Schwan als Ausgeburt der Nacht und des amoralisch Bösen. ist hierfür. Im Teo Otto Theater ist Dada Masilos fantasiereiche Neuversion von Tschaikowskys Klassiker „Schwanensee" am 6. Februar 2018 zu sehen. Henkelmann: „Es war die Sensation auf den Ballettfestivals in Lyon und in der Schweiz, ein Plädoyer für Toleranz und ein Statement für die Akzeptanz Homosexueller. Das große ‚Pas de deux‘ ist hier ein Liebesbekenntnis zweier Männer.“
Das Danish Dance Theatre Copenhagen eröffnet den Tanzreigen zu Beginn der Tanzsaison, am 6. Oktober, mit seinem international erfolgreichen Tanzstück „Black Diamond", das die Dualität von Schwarz und Weiß ebenfalls zum Thema hat: Der Mensch muss sich körperlich und seelisch gegen bedrückende äußere ,dunkle' Umstände (Macht? Unterdrückung? Bevormundung? Banalität des Bösen?) wehren und behaupten, was aber am Ende gelingt.
Um eine weitere herausragende Tanz-Vorstellung zu nennen: Am 30. November ist es im Klassischen Ballett der russischen Staatsoper Kasan „La Esmeralda" nach Victor Hugos Roman „Der Glöckner von Notre-Dame" (1831) das unschuldig sinnliche Zigeunermädchen Esmeralda, die durch ihren Tanz und ihre betörende Schönheit nicht nur dem Domprobst den Kopf verdreht, sondern auch dessen buckligem Glöckner Quasimodo. Das Kasan-Ballett rangiert, so Henkelmann, in der Liste des Forbes-Magazins unter den besten klassischen Balletten auf Rang 3. Dem stehe das Russische Nationalballett nicht sehr nach, das drei Tage vor Heiligabend, am 21. Dezember, in Remscheid mit Peter I. Tschaikowskys weihnachtlichem Märchenballett „Der Nussknacker" gastiert und Mädchenträume nach dem Märchenprinzen wahr macht.
Mit dem Leben von Coco Chanel (in Remscheid am 26. Januar) befasst sich Choreograph Peter Breuer, Direktor des Balletts des Salzburger Landestheaters. Er widmet sich in seinem biographischen Handlungsballett „Mythos Coco!! dem Mythos einer Frau, die die Modewelt revolutioniert, die Kunstwelt ihrer Zeit inspiriert und sich selbst schon zu Lebzeiten zu einer Legende gemacht hat. Den Fokus lege Peter Breuer dabei auf die erotischen Abenteuer der Diva, deren Affären bisweilen auch an ihrem beruflichen Erfolg beteiligt und von Tragik und Leidenschaft geprägt waren, so Henkelmann in seinem Vorwort.
Ein weiterer Höhepunkt und zugleich fast schon traditioneller Abschluss der Tanzsaison am Teo Otto Theater ist am 3. Juni am Ballettzentrum der Hamburgischen Staatsoper beheimatete Bundesjugendballett mit seinen acht Tänzerinnen und Tänzer zwischen 18 und 23 Jahren. Neben Stücken aus dem Repertoire, darunter auch Choreographien von Ensemblegründer John Neumeier, präsentiert das Bundesjugendballett in Remscheid mit den Bergischen Symphonikern auch Neukreationen.
Das Sprechtheater umfasst in der neuen Saison acht Produktionen mit neun Vorstellungen, das Musiktheater 14 Produktionen (15 Vorstellungen), die zehn Crossover-Gastspiele bringen es auf 16 Vorstellungen, die sechs Produktionen des Kinder- & Jugendtheaters auf zehn. Wieder aufgenommen wurde die vom Theaterförderverein PRO ARTE gesponserte „Klangkosmos“-Reihe mit fünf Produktionen, in denen Sängerinnen und Musikerinnen aus Mali (8.9.17), Marokko (11.1.18), Galicien (8.3.18), Kenia (3.5.18) und Neuseeland (15.6.19) von ihrem musikalischen Zuhause berichten. Vier Vorstellungen sind für „Meisterkonzerte“ reserviert.
Ganz besonders freut es den Kulturdezernenten, „dass das Teo Otto Theater den Familien wieder ein qualitätsvolles Kindertheater bieten kann“. Mit bezaubernden Märchen von Wilhelm Hauff („Das kalte Herz" 23.11.17), den Brüdern Grimm („Aschenputtel" 12. + 13.12.17 sowie „Schneewittchen" 27.2.18) und einem modernen amerikanischen Märchen von Lyman Frank Baum: „Der Zauberer von Oz" (14.1.18) bis hin zum Kindermusical „Oh, wie schön ist Panama" (15.4.18).
Nachfolgend das Theaterprogramm 2017/2018 nach Sparten und zeitlicher Abfolge:
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