Der Zustand des innenstädtischen Grüns interessiert viele, insbesondere der Baumbestand insgesamt und der Zustand der „stadtprägenden“ Bäume. Aus den jüngsten Anfragen der CDU-Fraktion an die Verwaltung ragt daher der Fragenkatalog der CDU vom 21. November 2017 positiv hervor, der jetzt – zur Sitzung des städtischen Ausschusses für Bürger, Umwelt, Klimaschutz und Ordnung am 6. Februar – mit einem „Stadtbaumzustandsbericht“ beantwortet wurde. Demnach enthält das bei den Technischen Betrieben Remscheid (TBR) geführten Baumkataster aktuell (siehe Kasten rechts unten, Stand 1.12.2017) 4.459 Bäume an Straßen sowie 9.026 Bäume in städtischen Grünanlagen. Insgesamt sind somit 13.485 Bäume einzeln erfasst.
Insgesamt werden allerdings 24.644 Bäume kontrolliert. Die zusätzlich erfassten 11.159 Bäume werden auf sog. Feldern kontrolliert, aber nicht jeder Baum einzeln. Dazu gehören die Bäume in den städtischen Parkanlagen wie z.B. der Stadtpark und der Sieperpark sowie der Bereich der Balkantrasse (gem. Baumkontrollrichtlinie der Forschungsgesellschaft Landschaftspflege und Landschaftsentwicklung e.V.). (FFL) zwar einzeln ersterfasst und kontrolliert werden. Jedoch werden diese Bereiche als Feldkontrollen und nicht einzelbaumweise geführt, wie dies z.B. auch für Grenzbereiche und Waldränder an Verkehrslinien und Gebäuden gemäß der BKR der FLL als anerkannte Regeln und Technik in diesem Bereich entspricht.
„Bäume in der Stadt unterliegen aufgrund der besonderen Standorte meist erheblichen Stressfaktoren, die regelmäßig zu einer Vitalitätsminderung und vorzeitigen Alterungserscheinungen führen“, heißt es in der Mitteilungsvorlage. „Problematische Standorte sind dabei in der Regel zu kleine Baumscheiben, Stamm- und Wurzelschäden durch Verletzungen (Anfahrschäden), Bodenverdichtungen oder Leitungsverlegungen sowie klimatische Extreme durch Hitze, zu viel oder zu wenig Licht (UV-Strahlung), Trockenheit und damit verbundener Wasserstress. Erhöhte Schadstoff-konzentrationen im urbanen Bereich aufgrund von Feinstaub, Stickoxiden, Ozon etc. sowie Einträge durch Streusalz potenzieren diese Problematiken und deren Auswirkungen meist erheblich.“ Der fortschreitende Klimawandel führe stetig zu einer Verschärfung der Probleme, da zudem auch einheimische und eingeschleppte Schadorganismen wie z.B. der Asiatische Laubholzbockkäfer oder der ebenfalls aus Asien eingeschleppte Schlauchpilz „Falsches Weißes Stängelbecherchen“ als Erreger des Eschentriebsterbens „auf bereits gestresste und vorgeschädigte Baumexemplare mit deutlich geschwächtem Abwehrvermögen treffen“. Häufiger kommen an Remscheider Bäumen aktuell auf folgende schädliche Organismen vor: zusätzlich 11.159 Bäume Verticillium Welke (Pilzerkrankung, häufig an Ahornen)
Phytophtera (Pilzerkrankung, häufig an Kastanien); Pseudomonas (Bakterielle Erkrankung, häufig an Kastanien); Kastanienminiermotte; Masaria (Pilzerkrankung an Platane); diverse holzzersetzende Pilze als Primär- und Sekundärschädlinge und Eichenfraßgesellschaften (Raupen von Eichenwickler, Eichenspinner- und Spanner).
Baumart |
an Straßen |
Baumart |
in Parkanlagen |
|
Stück |
Prozent |
|
Stück |
Prozent |
Winterlinde |
1.322 |
29,65 |
Felder |
1.939 |
21,48 |
Bergahorn |
465 |
10,43 |
Rot-, Trauben-, Stieleiche |
891 |
9,87 |
Hainbuche |
289 |
6,48 |
Bergahorn |
865 |
9,58 |
Platane |
285 |
6,39 |
Winterlinde |
798 |
8,84 |
Spitzahorn |
269 |
6,03 |
Blut-Rotbuche |
632 |
7,00 |
Baumhasel |
175 |
3,92 |
Hainbuche |
550 |
6,09 |
Holland-, Silberlinde |
172 |
3,86 |
Sandbirke |
499 |
5,53 |
Felder |
170 |
3,81 |
Spitzahorn |
450 |
4,99 |
Rot-, Trauben-, Stieleiche |
159 |
3,57 |
Fichte |
300 |
3,32 |
Sommerlinde |
120 |
2,69 |
Feldahorn |
204 |
2,26 |
Eberesche |
117 |
2,62 |
Esche |
189 |
2,09 |
Esche |
109 |
2,44 |
Sommerlinde |
187 |
2,07 |
Amberbaum |
109 |
2,44 |
Kiefer |
157 |
1,74 |
Rosskastanie |
92 |
2,06 |
Platane |
139 |
1,54 |
Sandbirke |
80 |
1,79 |
Weide |
136 |
1,51 |
Rot/Weißdorn |
67 |
1,50 |
Rosskastanie |
135 |
1,50 |
Mehlbeere |
65 |
1,46 |
Eberesche |
115 |
1,27 |
Kugelahorn |
61 |
1,37 |
Malus |
115 |
1,27 |
Feldahorn |
48 |
1,08 |
Eibe |
82 |
0,91 |
Gleditsie |
47 |
1,05 |
Lärche |
81 |
0,90 |
Silberahorn |
41 |
0,92 |
Erle |
75 |
0,83 |
Blut-Rotbuche |
38 |
0,85 |
Silberahorn |
65 |
0,72 |
Malus |
30 |
0,67 |
Lebensbaum |
58 |
0,64 |
Fichte |
22 |
0,49 |
Baumhasel |
40 |
0,44 |
Ginko |
21 |
0,47 |
Kugelahorn |
38 |
0,42 |
Weide |
18 |
0,40 |
Mehlbeere |
32 |
0,35 |
Robinie |
17 |
0,38 |
Rot/Weißdorn |
30 |
0,33 |
Kiefer |
14 |
0,31 |
Scheinzypresse |
30 |
0,33 |
Trompetenbaum |
11 |
0,25 |
Ginko |
29 |
0,32 |
Erle |
8 |
0,18 |
Walnuss |
29 |
0,32 |
Ulme |
7 |
0,16 |
Ilex |
25 |
0,28 |
Eibe |
5 |
0,11 |
Ulme |
24 |
0,27 |
Walnuss |
3 |
0,07 |
Hemlocktanne |
23 |
0,25 |
Lärche |
2 |
0,04 |
Robinie |
22 |
0,24 |
Lebensbaum |
1 |
0,02 |
Holland-, Silberlinde |
18 |
0,20 |
Scheinzypresse |
0 |
0,00 |
Esskastanie |
16 |
0,18 |
Esskastanie |
0 |
0,00 |
Gleditsie |
8 |
0,09 |
Ilex |
0 |
0,00 |
Amberbaum |
0 |
0,00 |
Hemlocktanne |
0 |
0,00 |
Trompetenbaum |
0 |
0,00 |
Gesamt |
4.459 |
100,00% |
Gesamt |
9.026 |
100,00% |
|
Daneben sind Baumschäden nach Angaben des Umweltamtes vor allem auf eine ungeeignete und falsche Standortwahl in der Vergangenheit zurückzuführen. Und weiter: „Bäume in unmittelbarer Nähe zu einer Straße oder an Gehwegen, an bzw. unter denen Versorgungsleitungen verlegt sind (werden), unterliegen einer regelmäßigen Verletzungsgefahr an Stamm und Wurzel, die Eintrittspforten für Schadorganismen (Pilze, Bakterien) mit entsprechenden Folgeerkrankungen darstellen. Extreme Witterungsereignisse und Orkane (z.B. Kyrill, Ela etc.) verursachen häufig Stamm- sowie Astbrüche, die ebenfalls Eintrittspforten hervorrufen und Folgeschäden verursachen“.
Interessant auch folgende Aussage der Verwaltung: „Spätfolgen der bis in die 1980er Jahren auch in Remscheid noch praktizierten „Baumchirurgie“ – dabei glaubte man noch z.B. auch Starkäste (>zehn Zentimeter) unproblematisch beseitigen und entstandene Baumfäulen partiell ausfräsen zu können – führten langfristig zu Vitalitätsminderungen der betroffenen Bäume mit entsprechenden Folgeschäden bis heute.“
Von den durch die TBR veranlassten Baumfällungen
- 173 in 2015 (65 an Straßen, 108 in Anlagen)
- 171 in 2016 (85 an Straßen, 86 in Anlagen)
- 119 in 2017 (49 an Straßen, 74 in Anlagen)
fielen zwischen 20 und 30 Prozent) aufgrund ihrer Dimensionen unter die städtische Baumschutzsatzung. Der überwiegende Anteil, insbesondere in den Grünanlagen, entfiel auf Bäume bis max. 50 Zentimetern Umfang, die „im Rahmen des Pflegekonzepts hin zu einer ökologischen Waldflächen- und Baumbestandsentwicklung entfernt wurden und aufgrund der Standraum- und Konkurrenzsituation vor Ort aus rein fachlichen Gründen keiner Ersatz- oder Ergänzungspflanzung bedurften.
Nach Auskunft der Unteren Naturschutzbehörde werden jährlich an Remscheider ca. 30 neue Bäume gepflanzt (Basis: Ratsbeschluss vom 18. 6.2015) als Ersatz für krankheits- oder verkehrssicherungsbedingt gefällte Straßen- oder stadtbildprägende Bäume, die der Baumschutzsatzung unterliegen. Hinzukommen zwischen zehn und 50 durch die Untere Naturschutzbehörde und die TBR veranlasste Baumpflanzungen in Anlagen. Im Wald werden darüber hinaus im Zuge des seit Jahren praktizierten Ökologischen Waldumbaus durch das TBR-Forstamt und den Forstverband jährlich zwischen 20.000 und 30.000 Bäume neu gepflanzt.