Eine Liebeserklärung für das Freibad Eschbachtal
von Nicole Lange
Sehr geehrte Verantwortliche und Unterstützer des Freibads Eschbachtal,
„Freibad Eschbachtal schließt bereits einige Tage vor Saisonende.“ Dieser Satz hat mir und vielen anderen Badegästen des Freibades ordentlich die letzten Sommerferientage dieses Jahres verdunkelt. Und ja, ich gebe es zu: Ich liebe mein Eschi, und ich habe tatsächlich auch eine kleine Träne verdrückt aufgrund des so plötzlichen Schwimmendes. Es hat mir als einer von zwei Besuchern am Eröffnungstag und einem doch recht mutigen Anschwimmen bei 11,8 Grad und Regen – übrigens ganz im Rahmen der Tradition, wo es doch auch bei der Eröffnung 1912 wohl in Strömen geregnet haben soll – zu abrupt so gar kein abschließendes Schwimmen vor der langen Winterpause mehr erlaubt – und das trotz strahlenden Sonnenscheins. Eine Nachricht also, die sicherlich eine unter vielen, mit Sicherheit in unserer komplexen Welt ‚bedeutenderen‘ Schlagzeilen ist, die einen aber dennoch traurig macht. Nicht nur die ‚Eisenmännchen‘. Nicht nur mich. Ganz Remscheid.
Sie macht aber zudem nachdenklich und verursacht ein seltsam mulmiges Gefühl in der Magengegend. Die Notwendigkeit einer Sanierung ist definitiv das aktuelle Thema. Hin und wieder dringen Infos dazu an die Öffentlichkeit. Ausschüsse haben in den letzten Wochen getagt. Aber: Die Informationen bleiben oberflächlich. Sie kommen nur vereinzelt und aus verschiedenen Richtungen. Der Tonfall der Informationen zur Lage und das, was da hinter den Kulissen so vor sich geht, wirkt auf den aufmerksamen Beobachter doch seltsam ernst und plötzlich deutlich verschärft.
Mir fehlen vor diesem Hintergrund eine sichtbare Vernetzung der zuständigen Stellen und eine ernsthaftere, offenere und letztlich effektivere Kommunikation mit der Remscheider Bevölkerung, welche diese konkret anspricht, erreicht und damit endlich mehr mit ‚ins Boot‘ holt. Warum könnte die Überschrift des SPD-Sanierungsantrages statt „Freibad Eschbachtal 21 – Wenn keiner hilft, dann hilf dir selbst!“ nicht heißen „Wenn keiner hilft, dann lasst uns jetzt zusammen helfen!“?
Sicherlich werden viele von Ihnen sagen: „Wir machen das doch. Wir wissen schon selbst am besten, was zu tun ist. Wir haben alles im Griff. Wir lassen das Eschbachtal sicher nicht sterben.“ Ich möchte das ja sehr gerne glauben. Aber in den aktuellen (politischen) Zeiten, in denen Politiker und andere Offizielle nicht immer durchsetzen (können), wofür sie augenscheinlich kämpfen, und es manchmal einer Erweckung der öffentlichen Aufmerksamkeit à la Greta bedarf, sind meines Erachtens Zweifel nicht unangebracht. Vielleicht ist das alles jetzt bloß viel politischer Lärm um letztlich vielleicht einfach – nichts?
Denn: was wenn, obwohl eigentlich niemand dies möchte, die Überschrift auf ihren Zusatz „einige Tage vor Saisonende“ verzichten müsste und tatsächlich eine Schließung des Bades angekündigt würde, weil man hinter verschlossenen Türen feststellt, dass finanzielle Mittel einfach doch nicht ausreichen, um es zu erhalten? Wenn es das Bad einfach plötzlich nicht mehr geben würde, welches doch vielen eine selbstverständliche Einrichtung ist, ohne die sie sich die Stadt gar nicht vorstellen können? Der Aufschrei wäre dann riesengroß. Und es wäre schlichtweg zu spät. Möchten Sie das riskieren? Die augenblickliche Situation macht mit Blick auf die Zukunft wirklich besorgt.
Aber vielleicht ein kurzer Exkurs dazu, warum mir das Freibad eigentlich so am Herzen liegt. Das hat seine eigene, vielleicht etwas verrückte Geschichte. 2015 habe ich im Freibad meinen Lebensgefährten kennengelernt, der damals im Sommer dort als Rettungsschwimmer tätig war. Als auf meinen Hinweis hin, dass im nahezu paradiesischen Eschbachtal eigentlich nur noch Delfine fehlen würden, beim nächsten Besuch ein riesiger Plastikdelfin auf mich wartete, wusste ich - der Mann ist er Richtige und das Freibad nun wirklich einer der besten Orte der Welt. Ein Ort, dem eigentlich aus meiner, selbstverständlich an dieser Stelle augenzwinkernden Sicht nur noch ein Delfinbrunnen fehlt, wie ich ihn kürzlich in einer MOMA-Reportage zu Freibädern entdecken konnte.
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