Pressemitteilung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR)
Rund ein Viertel aller Arbeitnehmer*innen werden zukünftig voraussichtlich an einigen Tagen in der Woche von Zuhause arbeiten. Vor der Pandemie waren es nur jede(r) zehnte Beschäftigte. So lautet das zentrale Ergebnis einer Untersuchung, die der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern an Rhein und Ruhr Anfang April gestartet hat, um frühzeitig Rückschlüsse für ein geändertes Mobilitätsverhalten der Menschen zu ziehen. „Wir werden schauen, ob durch die Folgen der Corona-Pandemie für die Arbeitswelt nun auch Anpassungen im Nahverkehr, und hier insbesondere bei den Abonnements, nötig werden“, sagt Ronald R.F. Lünser, VRR-Vorstandssprecher.
Wie Corona das Arbeiten in der Region mittel- und langfristig verändert und welche Auswirkungen dies auf die Arbeitsmobilität hat war Gegenstand der vom VRR beauftragten und von den IHKn an Rhein und Ruhr unterstützten Studie. Fast 600 Unternehmen und Organisationen aus den wichtigsten Wirtschaftsbereichen in der Region, in denen rund 280.000 aller Arbeitnehmer*innen (rund 7,5% aller Arbeitnehmer*innen) im VRR-Gebiet beschäftigt sind, haben an der Online-Befragung teilgenommen. Besonders beliebt für das Arbeiten von Zuhause sind demnach Montag, Donnerstag und Freitag.
„Die Corona-Pandemie stellt den öffentlichen Verkehr nicht nur an Rhein und Ruhr vor große Herausforderungen“, so Lünser. Mit der Implementierung neuer Arbeitsmodelle veränderten sich nicht nur die Mobilitätsbedürfnisse der Berufspendler*innen – auch die Häufigkeit von Dienst- und Geschäftsreisen nehme ab, mit Auswirkungen auch auf die Nachfrage in den öffentlichen Verkehrsmitteln. „Wir haben durch die Befragung nun ein besseres Verständnis für künftige Entwicklungen. Wenn dauerhaft mehr Menschen häufiger von Zuhause aus tätig sind, entlastet dies den ÖPNV in Spitzenzeiten“, sieht der VRR-Chef auch Chancen durch ein verändertes Nutzerverhalten. Bei den Themen Homeoffice und mobiles Arbeiten werde geprüft, wie sich diese regional auf die Auslastung der Angebote auswirken könnte.
„Der ÖPNV auf Schiene und Straße muss auch nach der Corona-Krise das unverzichtbare Rückgrat für die Mobilität in Nordrhein-Westfalen und insbesondere hier in der Metropolregion Rhein-Ruhr bleiben“, unterstreicht Joachim Brendel für die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet. Gemeinsames Ziel des VRR und der IHKn sei es, mit einem attraktiven Verkehrs- und auf die veränderten Mobilitätsbedürfnisse angepassten Tarifangeboten an die positive Fahrgastentwicklung vor Corona anzuknüpfen und auch neue Kunden für Busse und Bahnen zu gewinnen. Das Potenzial hierfür sei groß, so Brendel, denn mehr als ein Viertel (27 Prozent) aller Wege in der Region würden aus beruflichen Gründen zurückgelegt. „Ein starker ÖPNV ist für unsere Region unverzichtbar, um das bestehende Straßennetz zu entlasten, den oft nur schwer zu verlagernden regionalen Wirtschaftsverkehr zu sichern und um die gesteckten Klimaschutzziele im Verkehrssektor erreichen zu können“, umschreibt der für Verkehr und Infrastruktur zuständige Bereichsleiter der IHK in Gelsenkirchen das Interesse der regionalen Wirtschaft an einem leistungsstraken und attraktiven ÖPNV.
„Die aus den Untersuchungsergebnissen abzulesende Entwicklung birgt auch Gefahren“. Darauf verweist VRR-Vorstand José Luis Castrillo. Es sei zu befürchten, dass diejenigen, die jetzt mehr mit dem Auto unterwegs sind, dem ÖPNV dauerhaft den Rücken zukehren. Zudem führe die häufigere Arbeit im Homeoffice unter Umständen auch dazu, dass klassische ÖPNV-Abonnements für manche Kund*innen nicht mehr die passenden Tickets seien. „Dem ÖPNV-System fehlen somit Einnahmen, die er dringend braucht, um in den Ausbau des Angebotes investieren zu können“, bilanziert Castrillo. Nach seiner Einschätzung lohnen sich die Abonnements in vielen Fällen aber nach wie vor, auch wenn wegen Home-Office an zwei Tagen der Weg zur Arbeit entfallen sollte. „Dennoch arbeiten wir vorausschauend bereits an neuen Tarifen, welche die neuen Arbeitsmodelle stärker berücksichtigen“, sagt der VRR-Vorstand. Mit mehr Flexibilität bei den Abonnements soll es gelingen, den ÖPNV in vielen Fällen auch zur wirtschaftlich günstigeren Alternative zum eigenen Auto zu machen. „Wir haben das klare Ziel, den Modal Split zugunsten des ÖPNV zu verändern und die Menschen für Bus und Bahn zu begeistern“, so Castrillo.
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