Kultursensible Seniorenarbeit braucht Zeit
Pressemitteilung der Stadt Remscheid
Wer kümmert sich um mich, wenn ich Pflege benötige? Wie genau läuft die Hilfe in einem Pflegeheim ab? Kann ich dort meinen Glauben ausüben? Wo beantrage ich wie welche Unterstützung? Wo kann ich Gleichgesinnte meines Alters treffen und meine Freizeit verbringen? Was kann ich machen, um länger fit zu bleiben? Diese Fragen beschäftigen nicht nur in Deutschland geborene ältere Mitbürger. Für die Remscheider Senioren mit Zuwanderungsgeschichte erhalten diese Probleme schon aufgrund ihrer kulturellen Identität, ihres Glaubens und nicht zuletzt wegen Sprachbarrieren eine andere Dimension. In Remscheid haben 36 Prozent der Einwohner Migrationshintergrund, die meisten von ihnen sind noch nicht im Rentenalter, aber die Anzahl derer, die Hilfe benötigen, wird in den kommenden Jahren immens ansteigen.
Um für diese drängenden Fragen ein Handlungskonzept für Remscheid zu erarbeiten, fand am Samstag (10.3.) der Fachtag „Kultursensible Seniorenarbeit – Sprachbarrieren abbauen, Chancen ermöglichen“ statt. Eingeladen hatten das Kommunalen Integrationszentrum und der Integrationsrat der Stadt Remscheid. Vertreter zahlreicher Institutionen trafen sich in den Räumen der Alevitischen Gemeinde: Pflege- und Seniorendienste, Verwaltungsmitarbeiter, Migrantenselbstorganisationen, Integrationsratsmitglieder, um nur einige der Akteure zu nennen.
Nach den Grußworten von Oberbürgermeister Mast-Weisz, der Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums, Sevinc Brilling, und der Vorsitzenden des Integrationsrats, Erden Ankay-Nachtwein, stellte Souad El Hasnaoui von „Vielfalt verbindet e.V.“ in ihrem Vortrag heraus, dass Pflege „immer biographie-orientiert sein sollte“. Gerade im Alter sei es wichtig, auf Vertrautes wie Sprache und Religion zurückgreifen zu können. Und: die Pflegeeinrichtungen so zu stärken, dass sie auch für Pflegebedürftige muslimischen Glaubens Möglichkeiten bieten können. Wie können aber auf der anderen Seite die Informationen über Pflegemöglichkeiten an die Zielgruppe gebracht werden? Erst die Vernetzung aller Schlüsselinstitutionen, mehr kulturspezifisches Wissen und das Abbauen von Vorurteilen und Ängsten auf beiden Seiten ermögliche die langfristige Bildung von Pflegestrukturen.
Fatma Taspunar, selbst Leiterin einer Interkulturellen Begegnungs- und Beratungsstätte für Senioren in Hannover, gab in ihrem anschließenden Vortrag ein anschauliches Beispiel dafür, wie über viele Jahre hinweg ein gut funktionierendes Freizeit- und Beratungsangebot für Senioren mit Zuwanderungsgeschichte aufgebaut werden kann. Sie berichtete von Erfolgen und Rückschlägen und gab zahlreiche praktische Tipps.
In vier Arbeitsgruppen zu den Themen „Gesundheit“, „Pflege/Vorsorge“, „Freizeit“ und „Sterben/Bestattung“ erarbeiteten die Teilnehmenden bis in den Samstagnachmittag hinein eigene Schwerpunkte. Wo hakt es bei uns in Remscheid? Wo wollen wir hin? Was müssen wir beachten? Wer sollte mit wem zusammenarbeiten? Was sind die nächsten Schritte? Am Ende des Fachtages zeigten sich sowohl die Veranstalter als auch die Teilnehmenden zufrieden: Es sei noch einiges zu tun, aber mit diesem Arbeitstreffen wurden wichtige Grundlagen geschaffen, um den Remscheider-Senioren mit Zuwanderungsgeschichte, wie es ein Fachmann nannte, „würdevolles Altern zu ermöglichen.“
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