Schüler/innen fordern Politiker-Beitrag zum Klimaschutz
Einen Katalog von zwölf Punkten zum Klimaschutz übergaben gestern Mittag während der zweiten Demonstration „Fridays for future“ auf dem Theodor-Heuss-Plat Schülersprecher von Gertrud-Bäumer-, Ernst-Moritz-Arndt- und Röntgen-Gymnasium Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD). Dieser zeigte sich erfreut darüber, dass Schülerinnen und Schüler - diesmal waren rund 350 gekommen - beim Klimaschutz auch auf lokaler Ebene weiter am Ball bleiben. Ihren Forderungskatalog hatten die Jugendlichen mit einem Zitat von Molière überschrieben: „ „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“
Eingangs heißt es in dem Papier: „Die Klimakrise stellt für die Stabilität der Ökosysteme unseres Planeten und für Millionen von Menschen eine existenzielle Bedrohung dar. Eine ungebremste Erderwärmung ist eine enorme Gefahr für Frieden und Wohlstand weltweit. Seit Beginn der Industrialisierung hat sich die Erde laut IPCC (The Intergovernmental Panel on Climate Change, Der Weltklimarat) bereits um circa ein Grad Celsius erwärmt. Es bleibt daher wenig Zeit, den Klimawandel aufzuhalten und so zu verhindern, dass die Kipppunkte im Klimasystem überschritten werden. Tun wir das nicht, werden die verursachten Schäden weit höhere Kosten mit sich bringen als alle Investitionen in konkrete Maßnahmen zur Vermeidung der Klimakatastrophe.“
Darüber hinaus fordert die Fridaysforfuture-Bewegung Remscheid von den Remscheider Kommunalpolitikern: „Tragen Sie Ihren Beitrag dazu bei, das Klima weltweit zu verbessern durch folgende Maßnahmen:
1. Jährlich findet eine „autofreie“ Ratssitzung statt. Diese Ratssitzung beinhaltet auch einen thematischen Schwerpunkt zum Klimaschutz, zur Mobilität und zur Anpassung an den Klimawandel!
Begründung: Um die Themen Klimaschutz, Mobilität und Anpassung an den Klimawandel aktuell und präsent zu halten, gibt es einmal jährlich eine Schwerpunkt-Sitzung des Stadtrates zu der die Stadträtinnen und Stadträte klimafreundlich mit dem Rad, den eigenen Füßen oder Bus/Bahn anreisen. Ausnahmen für die Pkw-Nutzung gelten nur für Personen mit Behinderungen oder Parlamentarier mit eigenem Elektrofahrzeug, das mit Ökostrom betankt wird.
2. In allen Schulgebäuden werden Wasserspender zur Befüllung von Trinkflaschen installiert!
Begründung: Leitungswasser gehört zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln. Trinkwasser ist ein kalorienfreier Durstlöscher, also ohne Zucker und andere Zusatzstoffe. Trinkwasser stammt hier aus den Talsperren, kommt also aus der Leitung, ohne lange Transportwege zurückzulegen. Durch das Trinken von Leitungswasser werden außerdem Verpackung (Müllvermeidung) und Transportemissionen in den Handel und von dort nach Hause gespart.
3. Jeder Schülerin und jedem Schüler wird zu Beginn der Schulzeit eine hochwertige, langlebige Mehrweg-Trinkflasche geschenkt!
Begründung: Wahrscheinlich wird nicht jede Schülerin/jeder Schüler die Trinkflasche ständig benutzen, aber sie ist ein Symbol für das klimafreundliche Schulleben. Die Trinkflasche vermeidet Abfälle anderer Trinkverpackungen und kann tausendfach genutzt werden.
4. In allen kommunalen Gebäuden, natürlich auch allen Schulgebäuden, wird zertifizierter Ökostrom eingesetzt!
Begründung: Mit zertifiziertem Ökostrom kann die Emission von knapp 4.700 Tonnen Kohlendioxid vermieden werden. (Quelle: 4.689 Tonnen CO2: Seite 24 des „Energieberichts der Stadtverwaltung Remscheid für das Jahr 2016“)
5. Die Schulhöfe werden mit einem verstärkten Anteil an „Grün“ umgestaltet und tragen zur Aufenthalts- und Lebensqualität der Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte bei!
Begründung: Wenn Schulhöfe mit umfangreicher Begrünung (Bäume und Sträucher) ausgestattet sind, dann gibt es viele Vorteile wie die Verbesserung des Mikroklimas und die Schaffung von Lebensräumen für Tiere, Vögel und Insekten. Damit wird die Biodiversität erhöht. Regenwasser kann besser versickern. Die Erholungs- und Entspannungseffekte während der Pausen werden erhöht. Bäume bieten Schatten.
6. Die Getrenntsammlung von Restmüll, Altpapier und „Grüner-Punkt-Müll“ wird in allen Schulen und Verwaltungsgebäuden umgesetzt! Das bedeutet auch eine getrennte Erfassung der Abfallarten durch die Reinigungskräfte und entsprechende Abfallbehälter im und am Schulgebäude. Alle Beteiligten (Lehrende, Lernende, Reinigungskräfte, Hausmeister, Verwaltungsmitarbeiter/innen etc.) erhalten entsprechende Einweisungen und Anweisungen!
Begründung: Indem wir Abfälle getrennt sammeln, sortieren und aufbereiten, können wir gezielt auf die darin enthaltenen Wertstoffe, wie zum Beispiel Metalle, Glas, Kunststoffe, Papier oder Holz zugreifen. Sind die Stoffströme erst einmal isoliert, können die Wertstoffe als so genannter Sekundärrohstoff etwa in Stahl- und Aluminiumwerken oder in der Kunststoffindustrie verwertet werden. So wird der Einsatz von Metallen vermieden, die aus Erzen gewonnen werden oder von Kunststoffen, die aus Erdöl hergestellt sind.
Das Recycling spart auch Energie. Denn Gewinnung, Transport und Aufarbeitung der Primärrohstoffe (Erze, Mineralien, Erdöl etc.) verbrauchen viel Energie. Jede durch Abfalltrennung und Recycling vermiedene Tonne Primärrohstoff vermindert also den Rohstoffverbrauch und die Treibhausgasemissionen. Zwar wird auch bei der Sammlung und Aufbereitung von Abfällen Energie verbraucht. Die Energiemenge, die für die Gewinnung von Sekundärrohstoffen benötigt wird, ist aber deutlich kleiner als diejenige für Primärrohstoffe. Zieht man die Aufwendungen für das Recycling ab, so werden zum Beispiel durch Recycling von Eisen und Stahl zirka 1 Tonne, von Kupfer etwa 3,5 Tonnen und von Aluminium sogar rund 10 Tonnen CO2 pro Tonne Metall nicht in die Atmosphäre geschickt.
7. In den Schulmensen, Kiosken, Bistros sowie der Mittagsverpflegung der Offenen Ganztagsbetreuung werden nur regionale und saisonale Lebensmittel, bevorzugt biologisch angebaute Lebensmittel zur Verpflegung verarbeitet und angeboten. Ein Tag in der Woche ist ein „Veggie-Day“, an dem nur vegetarisches Essen angeboten wird!
Begründung: Fleischkonsum trägt erheblich zur Emission von CO2 bei. Fleisch, Käse und Butter sind in der Herstellung und Produktion viel energieaufwändiger als Obst und Gemüse und verursachen damit deutlich mehr CO2. Wenn eine Person pro Woche auf Rind- und Kalbsfleisch verzichtet, spart das im Jahr 125 Euro und vermeidet jährlich 175 kg CO2. Man kann 900 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen, wenn man annimmt, dass ein Drittel der Schülerinnen und Schüler in der Schule isst. (Quellen: Fleischatlas 2018; Verzehr: durchschnittlich 250 Gramm pro Woche pro Person / Statistisches Jahrbuch der Stadt Remscheid 2018: Anzahl der Schülerinnen und Schüler
Hochrechnung: 16.000 Schülerinnen und Schüler in Remscheid x 175 kg CO2 = 2.800 Tonnen CO2; Annahme: ein Drittel der Schülerinnen und Schüler isst in der Schule = 900 Tonnen CO2)
8. Bei allen städtischen Veranstaltungen werden nur noch Mehrwegbecher, Mehrweggeschirr und Mehrwegbesteck eingesetzt. Bei Veranstaltungen anderer Organisationen wirkt die Stadt auf die Veranstalter ein, Mehrwegbecher, –geschirr und -besteck einzusetzen!
Begründung: Wegen der Verletzungsgefahr bei Großveranstaltungen ist ein Glasverbot sinnvoll. Jedoch ist der Einsatz von Einweggeschirr und Einwegbechern energetisch und wegen des lediglich einmaligen Gebrauchs nicht sinnvoll, da wenig Ressourcenschonend.
9. Einseitig bedrucktes oder kopiertes überzähliges Papier soll an zentraler Stelle in jeder Schule und in jeder Verwaltungsabteilung gesammelt werden. Jede/r die/der Notizzettel benötigt kann sich dann dort bedienen!
Begründung: Die Stadtverwaltung und die Schulen kommen nicht ohne Papier aus. Der sparsame Umgang mit der Ressource und die volle Ausnutzung der Nutzbarkeit ersparen Energie und Rohstoffe, die bei der Herstellung und dem Transport des Papieres entstehen.
10. Appellieren Sie an den Einzelhandel auf jede Form von Plastiktüten, insbesondere für die kostenlosen Tüten zum Abwiegen von Obst und Gemüse zu verzichten und Alternativen anzubieten bzw. zuzulassen!
Begründung: Plastiktüten sind zum einmaligen Gebrauch bestimmt und werden schnell zu Müll. Die Herstellung der Tüten ist energieaufwändig und verbraucht wertvolle Ressourcen wie Erdöl. Mehrwegbeutel und –schalen sind nachhaltiger, schonen unsere Ressourcen und somit das Klima.
11. Die Teilnahme am Anreiz- und Motivationsprogramm des Fachdienstes Umwelt und Gebäudemanagement wird durch die weiterführenden und berufsbildenden Schulen forciert!
Begründung: Fast alle Remscheider Schulen und fast alle Kindertageseinrichtungen der Stadt Remscheid haben sich dazu entschlossen, an dem Programm teil zu nehmen. Die Schulen und Kindertagestätten engagieren sich durch verstärkte Aktivitäten und bilden „Klima-AGs“. Die Stadtverwaltung unterstützt die Schülerinnen und Schüler. Mit dem veränderten Nutzungsverhalten bei der Einsparung von Heizenergie und Strom tragen die Schülerinnen und Schüler zu vermindertem CO2-Emissionen bei und werden für ihren Einsatz finanziell an den Einsparungen beteiligt.
12. Selbstverpflichtung: Vermeidung von „Eltern-Taxis“!
Wir Schülerinnen und Schüler unterstützen die Schule und die Stadtverwaltung und setzen uns mit konkreten Aktionen für eine klimafreundliche Mobilität ein. Unsere Mitschülerinnen und Mitschüler sollen nicht von ihren Eltern zur Schule gebracht werden sondern selbstständig zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem ÖPNV zur Schule kommen. Es werden nicht nur Pkw-Emissionen vermieden sondern auch die Verkehrssicherheit wird unterstützt und gefährliche Situationen entstehen erst gar nicht.
Diese Forderungen wurden in der AG-Fridaysforfuture Remscheid erarbeitet von Vijiythan Sithiravelauthapillai, Gertrud-Bäumer-Gymnasium (GBG); Selin Ergün, GBG; Maik Kartmann, GBG; Seyda Sahan, Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium(EMA); Maxime Phoebe Kampik, EMA; Daniel Pilz, Röntgengymnasium/Jugendrat; Leonie Reiß, Albert-Schweitzer-Realschule/Jugendrat; Burcu Aksoyek, EMA /Jugendrat; Beatriz Teles, Alexander-von-Humboldt-Realschule (AvH)/Jugendrat; Yakub Arslan, Albert-Einstein-Gesamtschule (AES)/Jugendrat; Francesco Lo Pinto, EMA/Jugendrat; Lili Fox, Röntgengymnasium; Ronja Manstein, Röntgengymnasium; Belinda Tillmanns und Sophie-Scholl-Gesamtschule/Jugendrat.
Im Übrigen schließt sich die Fridaysforfuture-Bewegung Remscheid den Forderungen der bundesweiten Fridaysforfuture-„AG Forderungen“, bestehend aus Schüler/innen und Student/innen in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler/innen, an die Politik an. Diese Forderungen lauten wie folgt:
- Netto 0 bis 2035 – CO2 Ausstoß darf nicht über dem liegen, was die Natur umwandeln kann
- Kohleausstieg bis 2030
- 100% Energieversorgung bis 2035 aus erneuerbaren Energien
- Abschaltung eines Viertels der Kohlekraftwerke noch in 2019
- Ende der Subventionen der fossilen Energieträger bis Ende 2019
- Steuer auf alle Treibhausgasemissionen 180 € pro Tonne CO2
Die Verwirklichung dieser Forderungen müssw sozialverträglich gestaltet werden und dürfe keinesfalls einseitig zu Lasten von Menschen mit geringem Einkommen gehen. Diesbezüglich müssten die Regierungen entsprechende Konzepte vorlegen.
Darüber hinaus weist die Fridaysforfuture-Bewegung Remscheid auf Artikel 20a des GG hin und fordert diesen umfassend umzusetzen: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“ Fwerner fordert die Fridaysforfuture-Bewegung Remscheid von der Bundesregierung: „Deutschland, das Mutterland der Mülltrennung, produziert so viel Plastikmüll wie kein anderes Land in Europa. Stoppen Sie den Export von deutschem Plastikmüll in Länder, die den Plastikmüll im Meer entsorgen! China hat den Müllimport gestoppt. Die Alternative ist nicht ein Drittland zu suchen, das den Müll annimmt sondern die Recyclingquote maßgeblich zu erhöhen!“
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