Leitzbach: Kulturausschuss stellt sich ins Abseits
von Volker Leitzbach
Hiermit erkläre ich, dass ich aus Protest nicht an der Sitzung des Ausschusses für Kultur und Weiterbildung am Mittwoch den 26.08.2020 teilnehmen werde. Eine Ausschusssitzung ohne auch nur in einem Tagesordnungspunkt zur prekären Situation der Künstler und Veranstaltungsbranche ist eines Fachausschusses nicht würdig. Ich werde in einer Gedenkstätte jedoch keinen Streit darüber austragen.
Nach 25 Jahren der Mitgliedschaft in diesem Fachausschuss, sollte dies meine letzte Sitzung als ordentliches Mitglied sein. Auch in Remscheid sind nach wie vor zahlreiche Künstler und in der Veranstaltungsbranche tätige Menschen aufgrund des bereits seit Monaten gültigen Berufsverbots von der Insolvenz bedroht. Bundesweite Aktionen und Demonstrationen an denen auch Remscheider Musiker, Schausteller, Eventmanager und Veranstaltungstechniker teilnahmen, blieben bislang ohne nennenswerte Erfolge. Weitere Aktionen und Großdemos (u.a. in Berlin) sind für September geplant.
Die Mehrheit der Mitglieder im Ausschuss waren in der letzten Sitzung nicht bereit, sich bei unseren Landtags- und Bundestagsabgeordneten für die Belange der Betroffenen einzusetzen. Trotz mehrfacher Anfragen und Gespräche sowie Angebote an die Verwaltung, an einem Corona konformen Veranstaltungskonzept für den Remscheider Sommer mitzuwirken, fand der Vorschlag keine Beachtung und es gab keine Veranstaltungen, außer Zeugnisausgaben an Schulabgänger, zum Beispiel in der Konzertmuschel im Stadtpark. Veranstaltungen dort hätten Künstlern Gagen bringen können, und wären eine wirkliche Bereicherung für den tristen unterhaltungsarmen Sommer in Remscheid gewesen.
Remscheids Kommunalpolitiker stellen sich selbst ins Abseits, wenn die Konzertmuschel für corona-konforme Veranstaltungen angeblich nicht geeignet ist, aber aktuell mehrere Wahlveranstaltungen mit Publikum dort stattfinden und einige Spitzenkandidaten, wie auf Pressefotos gut zu sehen, ohne Masken und ohne Einhaltung des erforderlichen Sicherheitsabstandes agieren.
Anderen Kommunen ist es gelungen, mit neuen Formaten wie Pop Up Kirmes, Livekonzerten in Auto-Event-, Strandkorb- oder Sitzgruppen-Arenen, Auto Circus- Shows oder Fenstertheater (Walder Theatertage in Solingen) wenigstens ein wenig der kunst- und kulturfeindlichen Zeit zu trotzen und sich dem Wegsterben der Kultur entgegenzustellen. Vielleicht ist das Fernbleiben aus der Sitzung nicht das richtige Zeichen, doch es ist eines, hinter dem ich mir selbst und meinen Ansprüchen treu bleiben kann.
Der letzte macht hoffentlich nicht das kulturelle Licht Remscheids aus. Der Kampf um die Kultur in Remscheid muss wohl an einem anderen Ort geführt werden.
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Ute Pohlhaus am :
Chronist am :