TBR-Konzept zur aktuellen Waldklimakrise
„Kyrill: Neuer Wald entsteht auch ohne menschliches Zutun“, hieß es am 30. Mai 2007 auf waterboelles.de. Gestern zeigt Stadtförster Markus Wolff zusammen mit Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und Michael Zirngiebl, dem Chef der Technischen Betriebe Remscheid (TBR), den Ort in Remscheid--Küppelstein, an dem der Orkan Kyrill im Januar 2007 gewütet und einen Fichtenwald zerstört hatte, der lokalen Presse ein zweites Mal. Und das Bild vor Ort bewies, das sich seine damalige Ankündigung bewahrheitet hatte.
Pressemitteilung der Stadt Remscheid
Die vergangenen drei Dürrejahre sind auch am Remscheider Wald nicht spurlos vorübergegangen. Überall sieht man abgestorbene Fichten oder viel zu früh vorzeitig verfärbte Buchen. Die Remscheider Wälder und Bäume leiden extrem unter der Trockenheit – wie mittlerweile im ganzen Bundesgebiet – und geben Anlass zur Sorge.
Unsere Wälder befinden sich in einer dramatischen Waldklimakrise. Allerdings sind Remscheids Forstleute und Waldeigentümer erfahren in der erfolgreichen Bewältigung großer Waldkrisen. Bereits seit 2007 haben Orkan Kyrill sowie eine Reihe von Folgestürmen erhebliche Wunden in den Wald geschlagen. Die erfolgreiche Bewältigung dieser großen Herausforderungen gibt Anlass zu der Hoffnung, auch die aktuelle Krise mit bereits eingeleiteten Maßnahmen und Konzepten, verknüpft mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, erfolgreich meistern zu können.
Siehe auch „Kyrill: Neuer Wald entsteht auch ohne menschliches Zutun“ vom 30. Mai 2007. |
Remscheid ist eine waldreiche bergische Großstadt. Rund 31 % des Stadtgebietes, d.h. ca. 2.300 ha, sind bewaldet. Die Stadt Remscheid ist selbst und über ihre Tochterunternehmen Technische Betriebe und Stadtwerke Eigentümer von ca. 1.800 ha Waldflächen. Diese befinden sich nicht nur im Stadtgebiet, sondern im Rheinisch-Bergischen, im Oberbergischen sowie im Märkischen Kreis. Diese Wälder sowie die im Remscheider Forstverband zusammengeschlossenen ca. 680 Waldeigentümer mit ihren rund 1.350 ha werden durch das Remscheider Stadtforstamt seit vielen Jahren nach ökologisch ausgerichteten Kriterien gepflegt und bewirtschaftet. Hierfür wurde die Stadt Remscheid im Frühjahr 2019 von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald sowie dem NRW-Umweltministerium mit dem NRW-Preis für vorbildliche Waldbewirtschaftung ausgezeichnet.
Wesentliche bewährte und auch neue Bestandteile des Remscheider Waldkonzeptes 2020 sind:
- Fortführung und Erweiterung der erfolgreichen Wiederbewaldungsmaßnahmen, basierend auf den Erfahrungen und der Entwicklung nach dem Sturm Kyrill 2007
- Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, die sich u.a. im Waldbaukonzept NRW, dem Bericht des wissenschaftlichen Beirates des BMEL sowie dem Entwurf des Wiederbewaldungsprogramms NRW wiederfinden und durch die aktuelle Waldklimakrise notwendig geworden sind
- Konsequente Fortführung und Empfehlung des seit gut zehn Jahren in Remscheid umgesetzten Prinzips der Naturgemäßen Waldbewirtschaftung, d.h. u.a. auch weiterhin kein Einsatz von Insektiziden oder sonstigen Pflanzenschutzmitteln, die Kräfte der Natur - wo sinnvoll - effizient mitwirken lassen (z.B. mit Pionierbaumarten) sowie regelmäßige und pflegliche ökologische Waldpflegemaßnahmen durchführen (wie z.B. durch Einsatz von Rückepferden)
- Intensivierung der Unterstützung der Waldeigentümer und der Jägerschaft zur Umsetzung waldangepasster Wildbestände insbesondere beim Rehwild, dabei u.a. nochmalige Intensivierung und Ausbaus des bestehenden Weisergatter-Netzes
- Fortführung der Ausweisung von Alt- und Totholz als Biotopgehölze zur Steigerung der Artenvielfalt und zur Förderung selten gewordener Lebensgemeinschaften (als Trittsteinbiotope)
- nur geringfügige Neujustierung der Baumartenpalette im Wald durch Verwendung neuer klimatoleranter Baumarten
- Initiierung weiterer Pflanzaktionen für die Bürgerschaft, Unternehmen und Vereine
- Unterstützung beim Aufbau eines Remscheider Klimafonds
- Fortsetzung der Maßnahmen zur Revitalisierung vorgeschädigter Bestände durch gezielte Initialpflanzungen, ökologische Pflege- und Kalkungsmaßnahmen
- gezieltes Belassen abgestorbener noch stehender Bäume und Baumgruppen (sog. „Dürrständer“) in Waldbereichen, von denen künftig keine Verkehrssicherungsprobleme zu erwarten sind (abseits von Verkehrswegen und Siedlungslinien), dabei präventive Waldbrandvorsorgemaßnahmen an Siedlungs- und Bebauungsgrenzen
- Stärkung des Bewusstseins über die Bedeutung des Waldes und seiner Ökosystemdienstleistungen für unsere Gesellschaft, dabei den Wald als grüne Lunge der Stadt und als echten Remscheider Schatz wertschätzen
- Ökosystemdienstleistungen des Waldes sichern und entwickeln, die öffentliche Honorierung dieser Leistungen offensiv politisch einfordern und umsetzen
- Unterstützung und Ausbau der heimischen Holzverwendung im kommunalen Baubereich
- Einbringung der Belange nachhaltiger Waldbewirtschaftung bei der Erarbeitung der Remscheider Nachhaltigkeitsstrategie
Trackbacks
Die Kommentarfunktion wurde vom Besitzer dieses Blogs in diesem Eintrag deaktiviert.
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
Gerd Rothbrust am :
Lothar Kaiser am :
Chronist am :
Peter Maar am :