Ist über Ausbildung das letzte Wort noch nicht gesprochen?
Die Bezirksregierung in Düsseldorf hat die Remscheider Stadtverwaltung darauf hingewiesen, „dass nur noch bedarfsgerecht ausgebildet werden darf und auf eine Ausbildung in der allgemeinen inneren Verwaltung bis auf weiteres gänzlich verzichtet wird.“ Dem ersten Protest von Beatrice Schlieper (Grüne) in der Dezember-Sitzung des Rates folgten am Donnerstag im Hauptausschuss Sprecher von SPD, FDP und CDU. So betonte York Edelhoff (SPD), eine Ausbildung bei der Stadt über den eigenen Bedarf hinaus sei ein wichtiges Signal an die Unternehmer, sich hier ebenfalls in der Pflicht zu sehen. Hilmar Somborn (CDU): „Sonst lassen auch Gewerbe und Industrie den Griffel fallen!“ Lothar Krebs (SPD) warf der Bezirksregierung eine „wenig professionelle Einstellung“ vor. Phillip Veit (CDU) meinte, die Bedeutung von Ausbildung für junge Menschen ließe sich nicht mit Euro und Cent beziffern, und gab zu bedanken, dass sich die Besten erst auswählen ließen, wenn man aus einem größeren Kreis auswählen könne. In diesem Zusammenhang verwies Wolf Lüttinger (FDP) auf den derzeitigen Facharbeitermangel in der heimischen Wirtschaft; der sei durch zu wenig Ausbildung selbst verschuldet worden. Stadtdirektor Jürgen Müller dazu: „Wenn der Rückgang der Ausbildung in den Rathäusern so weitergeht, werden sich die Verwaltungen eines Tages um die frisch ausgebildeten Inspektoren prügeln.“
Was Oberbürgermeisterin und Dezernenten von dem Vorschlag von Rödl & Partner halten, 21 Ausbildungsplätze zu streichen, hatte der Waterbölles bereits am 18. September vergangenen Jahres berichtet. In der Vorlage der Verwaltung zur jüngsten Hauptausschuss-Sitzung wird das im Rödl & Partner-Gutachten ausgewiesene jährliche Einsparvolumen in Höhe von 200.000 Euro zwar als realistisch bezeichnet bei durchschnittlich 20 städtischen Auszubildenden über Bedarf und durchschnittlichen Personal- und Sachkosten von ca. 9.500 bis 10.000 Euro pro Nachwuchskraft und Jahr. Allerdings ergebe sich dieses Einsparpotenzial nicht unmittelbar in voller Höhe, sondern zeitversetzt zu 1/3 im ersten und 2/3 im zweiten Jahr und in voller Höhe im dritten Jahr (entsprechend der Ausbildungsdauer). Und die Forderung der Bezirksregierung in ihrer Haushaltsverfügung vom 26.11.2007, auf die Ausbildung in der allgemeinen inneren Verwaltung bis auf weiteres gänzlich zu verzichten, bedeute de facto, „dass ab dem Einstellungsjahr 2009 überhaupt keine Ausbildungsplätze mehr angeboten werden dürfen.“ Denn die Stadt Remscheid bilde derzeit im Bereich der Beamten des mittleren und gehobenen Dienstes sowie der Verwaltungsfachangestellte ausschließlich entsprechend ihres Bedarfes aus. Zitat: „Bei einer vollständigen Einstellung der Ausbildung würde sich das jährliche Einsparpotenzial um ca. 250.000 Euro auf insgesamt 450.000 EURO erhöhen.“ Über die aus Sicht der Personalbewirtschaftung negativen Konsequenzen aus einem Ausbildungsverzicht will die Stadt Remscheid demnächst mit der Bezirksregierung weitere Gespräche führen, wie Stadtdirektor Müller im Hauptausschuss ankündigte.
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