Machbarkeitsstudie nicht ohne Interessenausgleich
„ Müngstener Brücke: Bahn für Antrag Weltkulturerbe" überschrieb der Waterbölles am 9. August 2011 eine Pressemitteilung der Bergischen Entwicklungsagentur, wonach die Deutsche Bahn das Vorhaben der Region unterstütze, die Müngstener Brücke zum Weltkulturerbe anzumelden – und dieses große Ziel auch wirklich zu erreichen. Ob das eines Tages gelingen wird, ist auch heute, zehn Jahre später, noch ungewiss. Aber die Hoffnung stirb bekanntlich zuletzt.
Den offiziellen Startschuss für einen gemeinsamen Weg zum Welterbe mit internationalen Partnern hatten die drei Bergischen Oberbürgermeister 2017 zum 120. Geburtstag der Müngstener Brücke gegeben. „Eine Fachjury prüft auf Landesebene die eingereichten Bewerbungen, danach legt das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung dem Landeskabinett einen Vorschlag zur Entscheidung vor. Bis Oktober 2021 meldet jedes Bundesland zwei Vorschläge zur Aufnahme in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes auf Bundesebene. NRW ist sogar mit drei Meldungen dabei: Die „Kulturlandschaft Ruhrgebiet" kann nach Überarbeitung noch einmal antreten. Im Oktober 2023 trifft die Kultusministerkonferenz (KMK) ihre Entscheidung, im Januar 2024 wird die neue Tentativliste bei der UNESCO eingereicht. 2025 soll das erste Projekt von dieser Liste als Welterbe angemeldet werden“, beschrieb die Stadt Remscheid im November 2020 das weitere Procedere. Entsprechend beschloss der Rat der Stadt am 20. Dezember 2020 einstimmig die „Teilnahme am Interessenbekundungsverfahren des Landes NRW sowie Benennung von Gründungsmitgliedern des zu gründenden Fördervereins "Welterbe Müngstener Brücke e.V." Zugestimmt wurde damals auch der Bereitstellung von 23.000 € aus dem Etat der Wirtschaftsförderung zur Erstellung der Bewerbungsunterlagen durch das Büro für Industriearchäologie Rolf Höhmann für das Interessenbekundungsverfahren des Landes NRW. Die Stadt Solingen hatte das bereits vorliegende Gutachten vorfinanziert. Mit weiteren Kosten für Lektorat, Übersetzung in eine englischsprachige Bewerbung und länderübergreifende Studien zu allen sechs beteiligten Brückenbauwerken müssten sie rechnen, erfuhren die Ratsmitglieder bei der Gelegenheit.
Als „Dazwischengrätschen“ empfand man insbesondere in Solingen im Oktober vorigen Jahr die Idee des Remscheider Ingenieurs Gerd Münnekehoff von einem Fuß- und Radweg in 100 Meter Höhe, einem „Skywalk“ auf der Arbeitsplattform der Brücke gleich unterhalb des Schienenwegs. Schon im November wurde aus der Idee des „Brückenschlags“ ein eingetragener Verein. Und der konnte sich über Unterstützer freuen: Die Fraktionen von SPD, Grüne und FDP im Rat der Stadt Remscheid beantragten am 9. März eine Machbarkeitsstudie für Müngstener „Skywalk“. Aber Bedenken blieben nicht aus. So beantragte die Ratsgruppe der W.i.R. , die Verwaltung möge prüfen lassen, inwieweit der „Skywalk die Anerkennung der Brücke als UNESCO-Weltkulturerbe gefährden könnte.
Was die Stadtverwaltung davon hält, liegt nun in Form einer Mitteilungsvorlage zu den nächsten Sitzungen von zwei Fachausschüssen und des Hauptausschusses (25. März) vor. Zitat: „Die Idee einer Rad- und Fußwegeverbindung … über die Gerüstbrückenebene ist reizvoll und gleichermaßen aus verkehrspolitischer Sicht zukunftsweisend.“ Nichtsdestotrotz erscheint es der Stadtverwaltung jedoch geboten, diese Idee „ dem Interessensbekundungsverfahren und den kulturhistorischen Belangen, die sich aus dem Nominierungsverfahren ergeben, unterzuordnen und somit zurückzustellen. Entsprechend macht die Verwaltung den folgenden Beschlussvorschlag: „Die Verwaltung wird beauftragt, die Machbarkeit für eine Wegeverbindung im Einklang mit dem Interessensbekundungsverfahren … zu prüfen und eine entsprechende Studie zu beauftragen. In der der Studie (sollen gleichermaßen) Vorschläge für den Interessensausgleich zwischen der Eigentümerin DB Netz AG, den beteiligten Kommunen Solingen, Wuppertal und Remscheid und dem Verein „Bergischer Brückenschlag e.V.“ ausgearbeitet werden".
Das klingt nach dem salomonischen Bemühen um eine Quadratur des Kreises. Ob daraus die bergischen Tourismusbetriebe eines Tages wirklich Honig saugen können??
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