Stadtwerke vor ersten Tests mit Elektro-Bussen
Je mehr geräuscharme und abgasfreie Elektro-Busse im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) die älteren Diesel-Fahrzeuge vertreiben, werden Preiserhöhungen im Verkehrsverband Rhein-Ruhr (VRR), dem die Stadtwerke Remscheid angeschlossen sind, umso wahrscheinlicher. Denn im Vergleich zu einem herkömmlichen Bus, der etwa 230.000 Euro kostet und bei den Stadtwerken zumeist 16 Jahre seinen Dienst tut, kostet ein E-Bus das Doppelte. In der Wartung sind E-Busse zwar günstiger als „Verbrenner“, aber etwa alle acht Jahre müssen ihre deutlich größeren Batterien „aufgefrischt“ werden, und das kostet dann jeweils „einen mittleren fünfstelligen Betrag“, wie am Dienstag die Mitglieder des Ausschusses für Bauen, Umwelt, Stadtentwicklung und Klimaschutz von Armin Freund und Christof Gorski von den Stadtwerken Remscheid erfuhren. Gut also, dass es für den allgemeinen „Flottenwechsel“ im ÖPNV öffentliche Fördertöpfe gibt,. Die wollen auch die Stadtwerke Remscheid nutzen.
Derzeit zählt der Wagenpark der Stadtwerke Remscheid 86 Fahrzeuge, darunter – im Gegensatz zu den benachbarten Stadtwerken Wuppertal – kein einziger E-Bus. Susanne Fiedler von den Grünen wunderte sich in der Ausschusssitzung darüber. Armin Freund: „Wir haben das nicht verschlafen. Wir wollten als kleines Verkehrsunternehmen aber nicht das Versuchskaninchen spielen. Wenn wir eine Entscheidung treffen, muss es auch gleich die richtige sein.“ Für Geduld in der Planungsphase hatte auch gesprochen, dass erst seit dem 2. August die Beschaffungsquoten des „Saubere-Fahrzeug-Beschaffungsgesetzes verbindlich sind, wonach mindestens 45 Prozent der neu ausgeschriebenen Stadtlinienbusse „sauber“ sein müssen, davon mindestens 50 Prozent „emissionsfrei“. (Ab 2026 erhöht sich die Quote für saubere Fahrzeuge auf 65 Prozent).
Dier Entscheidung der Stadtwerke Remscheid GmbH steht inzwischen, abgesegnet vor zwei Wochen vom Aufsichtsrat des Unternehmens auf der Grundlage der Machbarkeitsstudie „Alternative Antriebe“, die die Verkehrsbetriebe Remscheid in Auftrag gegeben hatte mit dem Ergebnis, dass Batteriebusse als „Volllader“ mit ausschließlicher Nachladung im Betriebshof bzw. „Gelegenheitslader“ mit Nachladung an ausgewählten Haltestellen im Betriebshof in in technischer, wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht deutlich besser abschneiden als Brennstoffzellen-Busse und Oberleitungsbusse.
„Mit der detaillierten Planung aller für den Betrieb notwendigen Systemkomponenten wird ab sofort begonnen“, hieß es im Bauausschuss. Handlungsbedarf bestehe „für die Werkstattausrüstung, die Mitarbeiterqualifikation und für IT-Systeme.“ Auch sei Betriebshof an der Neuenkamper Straße dem Elektrobusbetrieb baulich anzupassen.
Die letzten für Remscheid bestellten Verbrenner-Busse – sieben Solo- und drei Gelenkbusse – werden im November eintreffen. Dann müsste der Test eines zwölf Meter langer E-Busses (7900E) des Herstellers Volvo im Linienbetrieb, wenn alles nach Plan verläuft, schon im Gange sein. Bis zum Jahresende sollen auch diese Busse noch getestet werden: Volvo 7900EA 18m Gelenkzug, Irizar ieBus 12 und VDL Citea SLF-120 Electric. Christof Gorski: „Gerade im Winter müssen die Batterien zeigen, was sie leisten können. Denn dann läuft auch die Heizung im Wageninneren!“
Mit den Fahrzeugherstellern Mercedes Evobus, MAN, Ebusco, Solaris und Scania sind die Stadtwerke zurzeit in der Abstimmung bezüglich Test-Fahrzeugen für das erste Quartal 2022. Im Rahmen des sechsmonatigen Testbetriebes sollen die E-Busse vornehmlich auf den Linien 664, 669 und 240 eingesetzt werden. Hierbei fahren die Busse etwa 180 Kilometer pro Tag.
Die ersten E-Busse, die die Stadtwerke bestellen wollen, werden zehn Solo- und drei Gelenkbusse sein. Vor 2024 ist mit ihnen aber nicht zu rechnen. Wegen des voraussichtlich ein Jahr dauerten Antragsverfahrens auf Zuschüsse und der langen Lieferzeiten der Hersteller.
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