Zur Diskussion gestellt: Spaziergänge in Stakelhusen (2)
„Eine Schneiderei. Im Laden eine aus Afrika stammende Kundin. Die Schneiderin kommt aus Süditalien, sie lebt schon länger hier. Sehenswürdigkeiten? Ne. Remscheid hat nix. Wieso? Ne, Remscheid ist tot. Weil das Wetter so schlecht ist? Ne, auch sonst. Die ganze Einkaufsstraße ist tot. Nix Lebendiges. Und keine Arbeit. Das macht was mit den Menschen, macht alles so ernst, so traurig. Was sollte hier denn geschehen? Keine Ahnung! Hier kommen sicher viele Leute und erzählen von ihren Problemen. Sie sind bestimmt eine gute Psychologin! Was denken Sie, was die Menschen hier vielleicht brauchen? Keine Ahnung. Sie lächelt. Schneiderei braucht man immer...
Und dann kommt Mariella: Sie ist oben in der Praxis Arzthelferin. Sie kommt immer runter zum Rauchen. Auch sie ist Italienerin, hier geboren, vielleicht Ende Dreißig. Stachelhausen? Sie weiß, wo Stachelhausen ist. Gleich da vorne beginnt die Stachelhauser Straße. Wir fragen weiter: Was braucht man denn hier in Remscheid? Mariella: Früher, als wir kamen, da durfte man nicht ein Restaurant neben dem anderen machen, da musste immer Abstand dazwischen sein, heute ist kein Abstand mehr dazwischen. Wie meinst du das? Ja, auch in den Häusern müsste mehr durchmischt werden. Deutsche, Brasilianer, Italiener, aber hier ist alles gleich. Alles Döner hier.“
(aus „Spurensicherung in Stakelhusen“, herausgegeben vom Caritasverband Remscheid e.V. im August 2019, 94 Seiten, Auflage: 500. Redaktion: Roland Brus, Ursula Lauterjung und Martina Richard. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Caritas.)
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