Rat der Stadt ließ Kennepohls Vorschlag links liegen

Der Beifall, mit dem der Rat der Stadt Remscheid zur heutigen Sitzung die Vertreter der Hanseatischen Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH aus Lübeck (HBB) begrüßte, machte akustisch die allgemeine Erleichterung deutlich: Das ehrgeizige Hauptbahnhof-Projekt ist quasi in letzter Minute doch noch „auf die Schienen gesetzt“. Jetzt sollte es laufen. Die erforderlichen Beschlüsse zu dem städtebaulichen (öffentlicher Teil der Ratsitzung) und zum Kaufvertrag (nichtöffentlicher) erfolgten denn auch mit großer Mehrheit; lediglich je eine Nein-Stimme kam vom „grünen“ Fritz-Sönke Ruddigkeit und Angelika Heinzel von der W.I.R. Begründung: Wichtige Bausteine des Gesamtprojektes, voran das „Schaufenster der Wirtschaft“, seien noch unklar, so dass sich der „große Plan“ auf einen Supermarkt reduziere. Das sehe ich anders. Die (zugegeben leicht abgespeckten) Pläne, die da heute im Rathaus vorgestellt wurden – der „Waterbölles“ zitierte daraus bereits am Dienstag -, lassen auf eine städtebaulich gelungene Lösung hoffen. Und so bedankte sich denn Oberbürgermeisterin Beate Wilding zu Recht bei allen Beteiligten – in der HBB, der Bezirksregierung, im Bauministerium, in der Stadtverwaltung und bei den Kommunalpolitikern – für ihre konstruktive Mitarbeit: „Wir können froh sein, die Beschlüsse jetzt gefasst zu haben!“ Für Baudezernent Helmut Kennepohl hätte es eine Sternstunde werden können. Doch für ihn gab es heute einen Wermutstropfen.
Natürlich wäre es schön, wenn auch das „Schaufenster der Wirtschaft“, Kennepohls liebstes „Planungskind“, eines Tages seine „Geburt“ erleben würde. Noch scheint der „Zeugungsvorgang“ über den potenziellen Willen nicht hinaus gekommen zu sein. Der Wille allein reicht aber in einem solchen Fall bekanntlich nicht; da kommt es auf’s Können an. Deshalb hatte sich Kennepohl in der heutigen Sitzung den Auftrag des Rates erhofft, gemeinsam mit der Firma „AKF Business Management Immobilien Service & Marketing“, Bergisch Gladbach, ein Betreibermodell für das „Schaufenster“ zu erarbeiten – einer Firma „im Aufbau“, die in Bergisch Gladbach noch keiner kennt und die weder im Telefonbuch noch im Handelsregister auftaucht. Sie sollte in fünf Tagen für „kleines Geld“ in einer „Researchphase“ „Markt- und Potenzialanalyse vor Ort“ erstellen und war sogar schon als künftige Betreibergesellschaft des „Schaufensters“ angedacht – so sich denn ein Investor für das Millionen-Objekt findet.
Daraus wird nun wohl nichts. Denn das erschien allen Fraktionen im Remscheider Rat denn doch offenbar zu windig. Jedenfalls erteilten sie heute in seltener Einmütigkeit – und ohne sich mit dem Beschlussentwurf Kennepohls zur Firma AKF auch nur mit einem einzigen Wort auseinander zu setzen -, der Verwaltung den Auftrag, „verschiedene Angebote für eine Prüfung des Schaufensters der Wirtschaft einzuholen“. Dabei sollen „mit Blick auf mögliche Betreiber und Investoren insbesondere die Wirtschaftlichkeit geprüft, die Marktfähigkeit getestet sowie eine Bedarfsidentifikation durchgeführt werden.“ Auch die SPD halte das Projekt grundsätzlich für möglich, betonte Fraktionsvorsitzender Hans Peter Meinecke, aber es fehle noch eine tragfähige Grundlage. Karl Heinz Humpert (CDU) bezeichnete den heutigen Beschluss als „wichtigen Schritt nach vorne“.
Stimmt. Bleibt aber die schon am Dienstag an dieser Stelle gestellte Frage weiter offen, warum dieser Schritt nicht schon viel früher getan worden ist. Um im einmal gewählten Bild zu bleiben: Die Lust am „Zeugungsvorgang“ hätte das sicherlich gesteigert. Auch die Freude an der späteren Taufe - bei den vielen Patenonkeln und –tanten, die nach der „Geburt“ Geld locker machen sollen. Ich meine die heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer.
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