Röntgen hält nichts von musealer Beschaulichkeit
Noch bis Oktober bleibt das Röntgen-Museum wegen umfangreicher Bauarbeiten geschlossen. Auf der ansprechend gestalteten neuen Homepage des Museums (zum Vergleich hier die alte) heißt es: „Auch wenn es noch eine Weile dauert – markieren Sie schon mal den 21. und 22. Oktober 2006 in Ihrem Kalender: Dann haben Bauen und Warten ein Ende.“ Der erste Bauabschnitt des neuen Röntgen-Museums soll am Freitag, 20. Oktober, von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers eingeweiht werden, schon jetzt auf der neuen Homepage mit einem „Grußwort“ vertreten. Zur eigentlichen Eröffnung am Samstag und Sonntag erhofft sich Dr. Uwe Busch den Besuch vieler Bürgerinnen und Bürgern. Sie werden dann in stündlichen Führungen durch die auf 2.100 Quadratmeter verteilte Ausstellung geführt. Hinzu kommt als Sonderausstellung das „Geheimnis der Mumien“, ein Schwarzlicht-Theater, das mit Licht und Schatten spielt, eine Wissenschaftsshow und ein 3D-Kino („Blackbox“). Zitat: „Wer sich ins Untergeschoss des Museums begibt, kann Röntgens Werkstatt besichtigen und eine Reise ins Innere des Menschen unternehmen.“
Seit 1932 dokumentiert das Remscheider Röntgen-Museum (den Namen erhielt das Museum erst 1951) die Person Wilhelm Conrad Röntgens (am 27. März 1845 in Lennep geboren), seine Entdeckung und deren weltweite Auswirkungen. Der Physiker entdeckte am 8. November 1895 die später nach ihm benannten Strahlen; das brachte ihm den ersten Nobelpreis für Physik ein (mehr dazu auf einer Internetseite des WDR). 1951 wurde die „Gesellschaft der Freunde und Förderer des Deutschen Röntgen-Museums in Remscheid-Lennep e.V.“ gegründete. 1980 kaufte die Stadt kaufte das an das Museum angrenzende Geburtshaus Röntgens, ließ es restaurieren und gliederte es an das Museum als Bibliothek an. Die Gesellschaft der Freunde und Förderer stellte, unterstützt vom Rheinischen Archiv- und Museumsamt des Landschaftsverbandes Rheinland, erste Mittel zu einer Neukonzeption des Museums bereitgestellt. Später wurde das Projekt in das Förderprogramm der Regionale 2006 aufgenommen; erst der rund 1,2 Millionen Euro hohen Landeszuschuss machte den ersten Bauabschnitt möglich, den Zuschuss der der Stadt Remscheid in Höhe von 720.000 Euro nicht zu vergessen, vor allem aber nicht die 500.000 Euro, die die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung (Krupp-Stiftung) Mitte 2005 beisteuerte.
Am 26. September 2005 rückten die Bagger rücken an. In der Folgezeit trieben „teilweise fehlende Gründung, Felsboden und immer wieder restaurierungs- und instandsetzungsbedürftige Bausubstanz des alten Patrizierhauses“ die Baukosten in die Höhe. An die Stelle des alten Cafés wird ein lichter Glasanbau treten. Er wird das Patrizierhaus (die Person W.C. Röntgen und die Anfänge der Forschung) mit dem ebenerdigen Gebäude daneben verbinden. Durch einen Tunnel gelangen die Besucher künftig vom Untergeschoss des Patrizierhauses in den neuen Verbindungsbau (Anwendung und Nutzen der Röntgentechnologie), von dort in den – im späteren zweiten Bauabschnitt geplanten - mehrgeschossigen Hallenbau (Röntgen eröffnet neue Dimensionen). Das macht dann einen echten Rundgang möglich, ein „gesamtdramaturgisches Museumserlebnis“ ohne chronologische Themenabfolge. Und ohne museale Beschaulichkeit. Ziel ist: Jeder Besucher soll Freude am eigenen Experimentieren und Forschen entwickeln können. Dabei stehen als Zielgruppe Schüler, Auszubildende, Jugendliche und Familien im Mittelpunkt. Für die Fachwelt soll das neue Röntgen-Museum ein anspruchsvolles Veranstaltungs-, Informations- und Fortbildungszentrum werden, für Industrie, Dienstleister und Institutionen im Bereich Radiologie ein ideales Umfeld für Schulungen, Meetings, Fortbildungen und kleinere Fachkonferenzen.
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