Zitate aus einer sehr lesenswerten Dokumentation
Es wäre männliche Überheblichkeit, würde ich die 38-seitige Dokumentation, die die Stadt Remscheid zum 20-jährigen Bestehen des Remscheider Frauenbüros herausgegeben hat, als „durchaus lesenswert“ bezeichnen. Nein, sie ist sehr lesenswert (ehrlich!), enthält Beiträge verschiedener Autorinnen, die sich allesamt durch erstaunliche Offenheit auszeichnen (was einige Männer in der Stadtverwaltung womöglich zusätzlich ärgert). Ein paar Exemplare dieses Jubiläumsheftes wurden gestern in der Sitzung des städtischen Finanzausschusses verteilt – auch an Männer. Und so finden Sie denn an dieser Stelle einige Zitate daraus:
„Als vor 20 Jahren die Remscheider Gleichstellungsbeauftragte nach langen politischen Diskussionsprozessen endlich ihre Arbeit aufnehmen konnte, (…) war die Gleichstellungsstelle ein Fremdkörper in der kommunalen Landschaft. Heute gehört sie selbstverständlich dazu. Damals war es eine freiwillige Aufgabe, heute sind die Aufgaben, Kompetenzen, Beteiligungs- und Mitspracherechte gesetzlich definiert. Damals wurde Emanzipation belächelt, heute ist Geschlechtergerechtigkeit ein wichtiger Grundpfeiler unserer Demokratie. (Oberbürgermeisterin Beate Wilding)
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„Vor ein, zwei Jahren begann wieder eine erste wirklich neue Diskussion. Diesmal angestoßen von zart empfindenden Männern des Establishment, die sich (zu Recht) Sorge um die Zukunft das Mannes machten und die erworbene Stärke der Frauen, ihren historischen Vorsprung, erkannten. Sie fürchteten den Zerfall der Kultur unter der medialen weiblichen Dominanz. Sie glaubten nur Männer bürgten für hohe Qualität, anstatt zu erkennen, dass dies bei beiden Geschlechtern nicht im Überfluss anzutreffen ist.“ (Mechtild Jansen)
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„Ich werde nach meiner Meinung gefragt, aber das heißt noch lange nicht, dass sich dadurch etwas ändert. Eine Frauenbeauftragte aus Ostdeutschland formulierte so: ‚Früher durfte ich nichts sagen, ich musste aufpassen, überall gab es heimliche Lauscher. Heute kann ich alles sagen, es interessiert bloß keinen mehr.’ Mundtot durch zuviel Freiheit? (…) Mein Gehalt bezeichne ich oft spaßeshalber als Schmerzensgeld (…) Sich Schmerzen bezahlen zu lassen und schon im Voraus zu wissen, welches Thema die größten Schmerzen hervorruft – denkt man nur an „Teilzeit in Führungspositionen“ oder – immer wieder der Gipfel – „sexuelle Belästigung in der Verwaltung“. Solche Themen freiwillig anzuschneiden, ist doch der reinste Masochismus. (…) Ich bin … eine Masochistin, ich tue es nur für Geld, zu jeder Tages- und Nachtzeit, allein, aber am liebsten in der Gruppe und vor allem mit Lust. Mein Beruf – na klar – Frauenbeauftragte. (Christel Steylaers)
Die Broschüre kann kostenlos angefordert werden im Frauenbüro der Stadt Remscheid, Telefon 02191/16-3959, und unter frauenbuero@str.de">frauenbuero@str.de
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