"Trasse des Werkzeugs" - eine super Idee!
Die „Trasse des Werkzeugs" auf der alten Eisenbahnstrecke vom Hauptbahnhof nach Hasten, dieser knapp fünf Kilometer lange Erholungs- und Erlebnis-Parcour für Sportler (Radfahrer, Inline-Scater, Nordic-Walker) und gemächliche Wanderer, ist eine Super-Idee, ist den „Schweiß der Edlen" wert - im Rathaus, in den Parteien, Vereinen, Kirchengemeinden, Schulen (Alexander-von-Humboldt-Realschule), bei Unternehmern und in der Bürgerschaft ganz allgemein. Gestern kamen rund 40 Anlieger der künftigen Freizeit-Trasse im Rahmen der „Bürgerbeteiligung" ins Rathaus, um den Plan von Professor Gerhard Kalhöfer durch eigene Ideen zu ergänzen und um auf ungelöste Probleme aufmerksam zu machen.
Kalhöfer will in nächster Zeit auch noch mit Lehrern von Schulen sprechen, die an der „Trasse des Werkzeugs" liegen (Stichwort „Grünes Klassenzimmer"), und mit Unternehmern, die an der Strecke auf interessante Werkzeuge aus ihrer Produktion aufmerksam machen können. Im März will der Professor den endgültigen Plan den Parteien zur Abstimmung vorlegen. Offiziell eingeweiht werden soll die neue „Trasse des Werkzeugs" im September, auch wenn sie bis dahin nicht in allen Teilen fertig sein wird. Kalhöfer am Freitag: „Sich auf der neuen Trasse aufzuhalten, soll Spaß machen!" Im Mai sollen die Asphaltarbeiten (das "schwarze Band" wird drei Meter breit) beendet sein.
Im Deutschen Werkzeugmuseum hatte Oberbürgermeisterin Beate Wilding am 25. November 2005 das Projekt gestartet, das „aus Hinterhöfen Vorgärten machen soll", wie sie damals sagte. Und Professor Gerhard Kalhöfer hatte ergänzt, der Rad- und Fußweg werde den Remscheider Bürgern eine neue Lebensqualität bieten; er wünsche sich deshalb von Anwohnern, Schulen und Vereinen, dass sie für Abschnitte des Weges und für Grünflächen Patenschaften übernehmen.
In einer Broschüre der Regionale 2006 heißt es zu der Trasse: "Schwerindustrie – die Stachelhauser Stahl-und Walzwerke – und eine Gasanstalt bestimmten noch in den 20er Jahren das Bild westlich des Bahnhofs. Einzelne Gebäude erinnern auch heute noch an die Zeit der großen Industrie. Die Hallen des Alexanderwerks – u.a. für den handlichen Haushaltsfleischwolf bekannt – liegen am Wegesrand, der imposante alte Schlachthof kann auch für unterschiedliche Veranstaltungen genutzt werden. In unmittelbarer Nachbarschaft waren die Albert Hermann-Feilenfabrik und die Firma Krumm, bekannt für Sägen und Maschinenmesser, das alte Bahnhofsgebäude Vieringhausen ist ebenfalls noch zu sehen. Damit spiegelt die Trasse die Industriegeschichte der Stadt eindrucksvoll wider. "
Das Geld für die „Trasse des Werkzeugs", die an die bewegte und wechselhafte Geschichte der Remscheider Werkzeugindustrie erinnern soll, rund zwei Millionen Euro, von denen ein Viertel bereits für den Grunderwerb ausgegeben worden ist, kommt aus dem Landesförderprogramms "Regionale 2006". Für Henry Beierlorzer, den Geschäftsführer der „Regionale" und für Beate Wilding ist die alte Bahnstrecke, auf der in den 50er Jahren noch Güterzüge fuhren, eine historische „Lebensader der heimischen Industrie", die nunmehr zu einem "Aushängeschild für die Stadt und ihre Wirtschaftsgeschichte" werden könne. Das Thema „Werkzeug“ soll entlang der Trasse auch auf graphischen Großplakaten des Remscheider Künstlers Gerd Arntz (1900-1988), Sohn eines Eisenfabrikanten, an rückwärtigen, oft "in die Jahre" gekommenen Häuserwänden anschaulich gemacht werden.
Die Kernbereiche der Werkzeugtrasse stehen inzwischen fest. Am Hastener Bahnhof stellt sich das Kölner Büro Kalhöfer – Korschildgen einen Spielplatz vor, der, wie sollte es anders sein, dem Thema „Werkzeug" gewidmet ist. Im Bereich Stockden wird von einer Aussichtsplattform aus ein weiter Blick in die Landschaft in Richtung Solingen möglich sein. Von einer kleinen Grünanlage im Bereich des früheren Bahnhofs Vieringhausen/Schlachthof/Alexanderwerk (mit Grillplatz!) wird der Blick von einem „Aussichtshügel" sogar noch weiter schweifen können bis nach Köln. Bei klarem Wetter werden von dort aus auch die Türme des Kölner Doms zu sehen sein. Ursprünglich war der Grillplatz weiter oberhalb an der Trasse vorgesehen gewesen, im Bereich Kremenholl. Dagegen hatten jedoch ganz in der Nähe wohnende Bürger Einspruch erhoben, die Lärm und Rauch fürchteten. An dieser Stelle will der Planer nunmehr auf die „Arbeiter-Geschichte" dieses Stadtteils eingehen, in dem es früher einmal Eisenerz-Stollen gab. Dafür stellte das "Museum Destille Frantzen" am Freitag eine original Gesteinslore in Aussicht. Weitere Objekte (Schleifsteine, Maschinen, Kurbelwellen) erhofft sich die Stadt von Sponsoren (Unternehmern, Privatleuten etc.).
Eine weitere Anlage an der Stachelhauser Straße soll an die nahtlosen Röhren der Brüder Mannesmann erinnern. Dort wird „die Trasse des Werkzeugs" enden, wenn der Stadt Remscheid keine Einigung mit der Deutschen Bundesbahn gelingt. Die hat derzeit noch Bedenken, dass die Trasse dicht an den Gleisen der Nahverkehrsstrecke Remscheid-Solingen weitergeführt werden soll in Richtung Papenberger Straße. Deshalb ist zur Zeit auch der Bau einer Brücke über die Gleise im Gespräch. Das Geld dafür sei vorhanden, entkräftete der städtische Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung, Hans-Gerd Sonnenschein, am Freitag die Bedenken von Bürgern, die Trasse könne ein Torso bleiben ohne Anbindung an den Rad- und Fußweg, der im Zuge der Umgestaltung des Hauptbahnhofgeländes geplant ist.
Für ein anderes Problem hatten er und Prof.- Kalhöfer am Freitag noch keine endgültige Lösung parat (Zechbrüder auf Parkbänken, Hundekot auf dem Asphalt, immer wieder Gerümpel und Abfall zwischen den Büschen). Und schließlich das: Die Trasse verläuft streckenweise an sehr steilen Hängen, an denen unterhalb Wohnhäuser stehen. Deren Bewohner möchten sich verständlicherweise nicht in den Suppenteller oder anderswo hin schauen lassen, haben aber selbst keine Möglichkeit, für Sichtschutz zu sorgen (ein Holzzaun z.B. müsste dann, wie eine Anwohnerin schilderte, sechs Meter hoch sein – unmöglich). Für Sichtschutz muss folglich, wo nötig, direkt an der Trasse gesorgt werden.
Hier nun kommen Eisenplatten ins Spiel, zwei Meter hoch, ein Meter breit und ein Zentimeter dick. Aus sogenanntem Corteen-Stahl. Die Korrosionsschicht dieses bereits gerosteten Stahls ist derart dicht, dass er nicht weiter rostet. Diese Stahlplatten sollen entlang der „Trasse des Werkzeugs" Geschichtstafeln, Sichtblenden und Werbeschilder zugleich sein. Im Laser-Cut-Verfahren werden aus den Platten die Konturen von Buchstaben und Werkzeugen/Maschinen ausgeschnitten (keine Chance für Sprayer, denn Luft kann man bekanntlich nicht anmalen). So könnte zum Beispiel der berühmte Fleischwolf des Alexanderwerks zu neuen Ehren kommen. Auch andere Werkzeugfirmen in Remscheid könnten auf diese Weise auf ihre Produkte hinweisen (Kalhöfer: "Innovationsgalerie"). Und auch an bedeutende Werkzeug-Erfindungen früherer Jahre ließe sich auf diese Weise erinnern. Das sollte den Unternehmern, heutigen und einstmaligen, einen kleinen Griff in die Firmen- oder Privatkasse wert sein. Konkret: 800 bis 900 Euro. Soviel wird eine solche Corteen-Tafel kosten.
Wo’s um’s Geld geht, hört bekanntlich die Freundschaft auf. Und wenn dann noch „der Pessimusmus der Remscheider“ hinzu kommt, geht gar nichts mehr. Den brachte am Freitag einer der 4o Anlieger zur Sprache: „Der Remscheider neigt ja zum Pessimismus. Ich höre oft `Dat jött wiar nix!` So geht’s aber nicht. In das Projekt muss Leben eingeblasen werden. Und alle müssen mitblasen!“ In diesem Sinne: Gut Luft!
Übrigens: Wie die Trasse derzeit aussieht, zeigen Fotos, die Achim Bartoschek im Internet veröffentlicht hat.
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
Chronist am :
Chronist am :
Chronist am :
Chronist am :
Chronist am :