OB Wilding: "Das Wasser steht uns bis zum Hals!"
Dass ausgerechnet eine Schule, die wegen ihrer Qualitäten auch Schüler/innen aus anderen Stadtteilen anzieht (ja sogar aus Solingen), auf dem Prüfstand steht, womöglich in einigen Jahren geschlossen wird – das ließ Lehrer/innen, Eltern und Kinder der Grundschule Struck zum gestrigen Bürgerforum in der Mensa der Sophie-Scholl-Gesamtschule mit Transparenten und Plakaten aufmarschieren: „Spart nicht an den Kleinen!“ - „Wir sind Eure Zukunft!“. Nichts gegen einen Schulverbund mit der Grundschule Dörpfeld, meinte der pensionierte Leiter der Schule Struck, Rolf Neuking. „Aber keine Aufgabe des Schulstandortes. Dörpfeld könnte die Schüler von Struck schon aus räumlichen Gründen gar nicht alle aufnehmen!“ Die gegenwärtige Diskussion um die Zukunft der Schule schrecke Eltern ab, ihre Kinder dort anzumelden. Eine Sorge, der Stadtdirektor Burkhard Mast-Weisz mit der Versicherung begegnete, jedes Kind, das im Sommer in Struck eingeschult werde, könne dort die nächsten vier Schuljahre verbringen. An einer Überarbeitung des Schulentwicklungsplanes kämen Rat und Verwaltung aber nicht herum angesichts von nur noch 1.000 Kinder je Jahrgang. Mast-Weisz: „Vor einigen Jahren waren es noch 1.500!“ Kleinere Klassen müssten zusammengelegt werden, weil es ansonsten an Lehrern fehle. Und in diesem Zusammenhang stelle sich dann auch die Standortfrage. „Kein Argument“, meinte ein Bürger vom Goldenberg. Es gehe nicht an, dass eine anerkannt gute Schule geschlossen werde, nur weil in einer anderen Klassenräume leerstünden. Oberbürgermeisterin Beate Wilding beschwichtigte: „Wir haben alle Schulen im Blick. Noch ist alles nur ein Prüfauftrag; noch ist nichts entschieden!“ Appell von Gerda Spaan, der Vorsitzenden des OGGS-Vereins „Die Verlässliche“, an die Politik und die Verwaltung gleichermaßen: „Für kurze Beine kurze Wege. Wir können auf keine Schule verzichten!“
Kritik aus dem Plenum, der Entscheidungsprozess darüber, welche Schule geschlossen werden solle, sei intransparent, wies der Stadtdirektor zurück: „Der Schulentwicklungsplan wird in den Gremien öffentlich behandelt. Da können Sie sich einmischen.“ Im Übrigen verwies er im Zusammenhang mit Lehrerzahlen und Klassenstärken auf die Landesregierung: „Die Entscheidungen fallen in Düsseldorf, und wir müssen uns dann in Remscheid damit herumschlagen.“
Ob sich der Standort der Gemeinschaftshauptschule Bökerhöhe nicht womöglich als „Zweigstelle einer Gesamtschule“ eigne, wollte Stefan Grote wissen. Auch dies sei zu prüfen, meinte Mast-Weisz und räumte den Bedarf für eine dritte Gesamtschule in Remscheid ein mit Hinweis auf 220 Kinder, die die beiden Gesamtschulen in diesem Jahr zurückweisen müssten.
Am Anfang des Bürgerforums war die Mensa der Sophie-Scholl-Schule mit rund 90 Erwachsenen und etwa 40 Grundschülern noch relativ gut besetzt. Am Ende der Diskussion über Remscheider Schulen im Allgemeinen und die Grundschule Struck im Besonderen blieben davon gerade mal 30 übrig, die Pressevertreter und die Kommunalpolitiker (stark vertreten: die BV Süd) nicht eingerechnet. In diesem überschaubaren Kreis, aus dem eine Gruppe Jugendlicher mit einem engagierten Plädoyer für die Musik- und Kunstschule herausragte, war insgesamt die Sorge um liebgewonnene Institutionen spürbar, auf die man nicht verzichten wolle. So wies Anke Mennenöh auf das soziale Netzwerk in Remscheid hin und auf Familienfreundlichkeit. Falle dies weg, werde es nicht mehr gelingen, junge Familien nach Remscheid zu holen. Und: „Schuldenabbau kann auch Verwahrlosung von Kindern bedeuten und dann viel Geld kosten!“
Bei allem Verständnis für diese Sorgen konnte die Oberbürgermeisterin nur (wiederum) auf die Haushaltsverfügung des Regierungspräsidenten verweisen, durch die sie gezwungen werde, alle Ratsbeschlüsse zu beanstanden, die die Stadt an freiwilligen Leistungen Geld kosteten. „Leider gehören auch die Jugend- und Sportförderung zu den freiwilligen Leistungen!“ Wilding wörtlich: „Uns steht das Wasser bis zum Hals!“ Deshalb dürfe man auch nicht zu allen Sparvorschlägen „Ja, aber…!“ sagen. „Damit kommen wir nicht durch und nicht weiter!“ Das war ein weiterer Versuch, die Bürger zu eigenen Sparvorschlägen zu animieren. Die Reaktion war dürftig. Einzig Stefan Grote, der Vorsitzende des Fördervereins Freibad Eschbachtal meldete sich zu Wort („Wir sollen gemeinsam nach Einsparmöglichkeiten suchen, um das Freibad retten zu können!“). Und Gerda Spaan. Sie hatte den einzigen konkreten Sparvorschlag an diesem Abend: „Die Eltern könnten sich ehrenamtlich um die Grünanlagen der Schulen kümmern!“ (Den Zustand mancher Schulgelände hatte bereits am 14. Mai 2009 Hans Gerd Göbert in einem Leserbrief im Waterbölles moniert.)
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