Hoher EDV-Bedarf der Schulen bereitet Kopfzerbrechen
Finanzprobleme hat die Stadt Remscheid in Hülle und Fülle. Und in den nächsten Jahren kommt ein weiteres hinzu: Die Ausstattung der Schulen mit Personalcomputernm (PC), Laptops und anderen elektronischen Hilfsmitteln wird mehr Geld kosten als bisher. Die Gründe dafür, die am Donnerstag die externen Gutachter Dr. Detlef Garbe und Dipl. Soz.-Wiss. Jürgen Thomaßen den Mitgliedern des Schulausschusses erläuterten, sind vielfältig:
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Das Schulgesetz NRW - §§ 79 und 2, Abs. 5, Punkt 8 - verpflichtet die Schulträger zu einer ordnungsgemäßen Unterrichtsausstattung
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Die Lehrpläne orientieren sich am Stand der Technik und der Informationstechnologie, das gilt auch für neue Richtlinien für Grundschulen und neue Kernlehrplane für weiterführende Schulen
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Der EDV-Einsatz im naturwissenschaftlichen Unterricht der Sekundarstufen I und II ist verpflichtend
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Die Nutzung neuer Lernplattformen im Internet wird vom Schulministerium erwartet
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Die Angebote des Offenen Ganztags in den Grundschulen und die Ganztagsoffensive des Landes für weiterführende Schulen erfordern zusätzliche Investitionen in EDV.
All dem soll der neue Medienentwicklungsplan 2011 – 2016 gerecht werden. Wenn da nicht die Kosten wären, die auf den Schulträger, die Stadt Remscheid, zukommen.. Die Gutachter, die mit diesem Plan beauftragt waren und ihn nun vorlegten, beziffern den Investitionsbedarf für eine „unterrichtskonforme Ausstattung“ von 2011 bis 2016 mit 5.453.535 €. Bei fünfjähriger Abschreibung wären das 850.000 € pro Jahr, bei sechsjähriger 708.000 €. Hinzu kommen pro Jahr rund 250.000 Euro als Betriebsaufwand (Wartung, technische Einweisung, Internetkosten, Serveradmininstration). Das alles gibt jedoch die Schulpauschale, die die Stadt von der Landesregierung erhält und die auch für eine Reihe ganz anderer schulischer Verpflichtungen herhalten muss, nicht her. Also überlegten die Gutachter, wo – über die längere Abschreibungsfrist hinaus – gespart werden könne:
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31.200 € ließen sich durch den Verzicht auf so genannte Whiteboards einsparen (Aktualisierung von Texten via Beamer). Konsequenz: Keine Einführung neuer Präsentationstechnik, damit Reduktion von Innovation im Unterricht.
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Keine festen Beamer in Klassenräumen (Einsparpotenzial p.a. 24.480 €). Konsequenz: Höhere Rustzeiten führen zu geringerem Einsatz der Technik.
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Reduktion der Klassenraumausstattung in weiterführenden Schulen um die Hälfte (Einsparpotenzial p.a. 28.795 €). Konsequenz: Deutliche Reduktion von differenziertem Unterricht und Reduktion des Medieneinsatzes durch Schüler (höhere Auswirkung auf die Umsetzung der Lehrplane)
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Keine Hardware in OGS-Räumen (Einsparpotenzial p.a. 19.790 €). Konsequenz: Kein Einsatz von EDV im Ganztagsbereich, keine Re-Investition von vorhandener Ausstattung.
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Reduktion kalkulierter Computerräume in weiterführenden Schulen (Einsparpotenzial p.a. 27.408 €). Konsequenz: Geringerer Medieneinsatz durch Schüler (höhere Auswirkung auf die Umsetzung der Lehrpläne.
Fazit der Gutachter: Bei Umsetzung aller Einsparpozentiale läge der jährliche Investitionsbedarf bei 598.000 €, bei Erhalt des Status Quo (lediglich Re-Investition, dadurch kein lehrplankonformer Unterricht möglich, Anforderungen des Landes werden nicht erfüllt, qualitative Verschlechterung des Unterrichts) bei 379.000 € und bei lediglich Fortschreibung der bisherigen Investitionen (kontinuierliche Verschlechterung der Ausstattung ohne die Möglichkeit eines lehrplankonformen Unterrichts) bei den bisherigen 285.000 € (nach dem Medienbedarfsplan aus dem Jahre 2003). Letzteres würde einen „Stillstand für Remscheids Schülerinnen und Schüler bedeuten“, warnte Michael Birker, Leiter des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums, und betonte die Bedeutung von Bildung als Standortfaktor. Auch der Ganztagsbetrieb an den Weiterführenden Schulen sei ohne zusätzliche Computer nicht denkbar. „Nur das Nötigste“ wäre im Übrigen das falsche Signal an Fördervereine und private Sponsoren, auf die die Schulen schon jetzt angewiesen seien.
Nicht zum ersten Mal erinnerte Stadtdirektor Burkhard Mast-Weisz daran, dass die Stadt keine zusätzlichen Kredite aufnehmen dürfe. Und da die Schulpauschale „nicht für alles reicht“, müssten die Fraktionen entscheiden, wo die Stadt die Prioritäten setzen solle. Die März werden die Etatberatungen in den Ausschüssen und Fraktionen noch dauern. Dann muss eine Entscheidung fallen. Ausschussvorsitzender Hans Peter Meinecke bat alle Beteiligten eindringlich um eine „realistische Darstellung der Bedarfe“. Wir müssen uns fragen, in welcher Form die vorhandene Technik genutzt wird. Ich kann mir vorstellen, dass es immer noch Lehrer gibt, die von neuer EDV-Technik zurückschrecken. Es geht also darum, das zur Verfügung zu stellen, was wirklich gebraucht wird, und nicht das, was wünschenswert wäre!“ Heinz Braun, Leiter der Hauptschule Wilhelmstraße, sah da keinen Unterschied: „Unsere Computerräume werden voll ausgelastet!“ Das ist gut so, macht aber die Problemlösung nicht leichter.
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Heinz Majewski am :
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