Nun doch: DOC kann kommen – in die Lenneper Altstadt!
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Da strahlte Oberbürgermeisterin Beate Wilding förmlich von einem Ohr zum anderen, als sie in einer gestern kurzfristig anberaumten Pressekonferenz die frohe Botschaft verkünden konnte: Das Land NRW hat nun plötzlich doch die Genehmigung für ein DOC (Designer Outlet Center) in Remscheid in Aussicht gestellt. Dies mutet zunächst überraschend an, hatte doch Landesbauminister Harry K. Voigtsberger erst vor wenigen Wochen seine bereits vor Monaten geäußerte ablehnende Haltung gegenüber einem solchen Vorhaben erneut bekräftigt. Wie kommt es nun zur plötzlichen Wende? Hinter den Kulissen haben die Verantwortlichen von Seiten der Stadt und des potenziellen Investors, der MCArthurGlenGroup mit Sitz in London, mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet. Das Kernproblem: Nicht genehmigungsfähig ist ein solch bedeutendes Einzelhandelsprojekt im Zusammenhang mit der vielbeschworenen Ansiedlung „auf der grünen Wiese“, also außerhalb des eigentlichen Stadtzentrums. Dies wurde für das geplante Projekt an der Blume letztlich zum eigentlichen K.O.-Kriterium. Die überraschende Lösung: Statt an der vielumkämpften Blume wird, wenn alle Beteiligten mitziehen, McArthurGlen ein DOC in der Lenneper Altstadt errichten.
Die Voraussetzungen dafür muten geradezu ideal an: Kennzeichnend für ein typisches Outlet Center ist der quasi "dorfartige“ Charakter mit vielen unterschiedlich anmutenden kleinen Einzelgeschäften der dort gehandelten Designerlabels. Shaeren McKenzie, Group Marketing Director von Investor McArthurGlen, ist geradezu begeistert von den vorgefundenen Bedingungen: „Wir wurden neugierig, als wir einen Hinweis erhielten, dass in der Lenneper Altstadt sogar vor vielen Jahren einmal ein in England spielender Thriller gedreht wurde (Gemeint ist die berühmte Verfilmung von Francis Durbridges Roman „Das Halstuch“ aus den 60er Jahren, in der Lennep zur Kulisse des englische Städtchens Littleshaw wurde - der Chronist).
Wie geht es nun konkret weiter? McArthurGlen wird kurzfristig Gespräche mit den Eigentümern der in Frage kommenden Immobilien in der Lenneper Altstadt führen. Dass dort viele Geschäftsräume bereits seit längerem auf neue Besitzer warten, dürfte den Investoren entgegenkommen. Ausdrücklich mit einbezogen werden in das Gesamtprojekt soll das seit geraumer Zeit leer stehende Hertie-Gebäude (vormals Karstadt), das mittlerweile auf dem Weg zum Schandfleck für den Bereich der Lenneper Altstadt ist. „Dieses Versprechen hat uns Oberbürgermeisterin Wilding ausdrücklich abgerungen. Aber wir sind guter Dinge, einen bedeutenden Ankermieter für dieses zugegebenermaßen sehr große Gebäude zu finden, wir sind da bereits in guten Gesprächen“, sagte hierzu Shaeren McKenzie.
Auf die Frage, wer denn konkret die Gespräche mit den ortsansässigen Lennper Immobilienbesitzern führen wird, wartete die Vertreterin von McArthurGlen gleich mit der nächsten Überraschung auf: „Wir sind Profis. Und wir haben uns gefragt, wer das Potenzial hat, am besten und effizientesten unsere Interessen zu vertreten. Und wir sind fündig geworden. Wir freuen uns sehr, einen ehemaligen Mitarbeiter der Remscheider Stadtverwaltung für unser Vorhaben gewonnen zu haben: Herrn Peter Maar. Er wird als Senior Consultant unser Projekt an verantwortlicher Stelle begleiten und - hoffentlich - als Türöffner bei den Lenneperinnen und Lennepern fungieren.“ (Nahezu zeitgleich erfolgte eine Medienmitteilung des bisherigen Vorsitzenden des Lüttringhauser Heimatbundes, wonach er „mit großem Bedauern zum 1. April den Vorsitz des Lüttringhauser Heimatbundes aufgeben“ werden müsse, um sich „mit voller Kraft neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen“. Wer hätte das gedacht? Aber Lennep ist nun mal offensichtlich nicht gleich Lüttringhausen.)
Wie geht es nun formal, d.h. in Richtung der Bauleitplanung weiter? Für den Bereich der Altstadt Lennep mit ihren angrenzenden Randbereichen wird derzeit eine städtebauliche Rahmenplanung erarbeitet, die die Schwächen und Stärken des Gebiets aber auch die Zukunftsperspektiven herausstellen soll. Das Planungsgebiet umfasst den gesamten Rundling des Altstadtkerns (Foto), darüber hinaus werden die westlich gelegenen Bereiche der Bergstraße bis hin zum Lenneper Bahnhof mit erfasst. Im Osten erstreckt sich das Untersuchungsgebiet, unter Einbeziehung des Jahnplatzes, bis hin zum Kirmesplatz. Ziel dieser Planung soll es sein, den Stadtteil Lennep, hier besonders den Altstadtbereich, zu attraktivieren und wiederzubeleben. Wie zur Blütezeit, als Lennep noch Hansestadt war, soll hier das Leben wieder pulsieren. Lennep soll zu einem neuen Mittelpunkt Remscheids entwickelt werden, so die Vorstellungen der Planer.
Ein DOC könnte die gesamte Lenneper Altstadt beleben. Im mittelalterlichen und kleinteiligen Ambiente lässt sich angenehm flanieren. In diesem Zuge kann das ehemalige Hertie-Gebäude planerisch integriert werden. Auf dem nahegelegenen Jahnplatz könnten Hotels mit entsprechender Gastronomie für Tages- und Übernachtungsgäste geschaffen werden. Der Bereich des Lenneper Kirmesplatz sowie und/oder des Röntgenstadions sind aufgrund der günstigen topographischen Situation ideal für die Errichtung eines Wellnesshotels, außerdem sind beide Bereiche verkehrstechnisch ideal angebunden. Auch die Frage der Parkplätze für die täglich zu erwartenden Besucher scheint bereits gelöst zu sein: Die marode Parkpalette an der Bergstraße - noch vor wenigen Monaten in der Diskussion im Zusammenhang mit einem an dieser Stelle geplanten Ärztehaus - wird grundlegend ertüchtigt, um vier Ebenen aufgestockt und in westlicher Richtung baulich erweitert.
Sollte das DOC-Konzept in den nächsten Jahren tatsächlich in vollem Maße aufgehen, könnten in einer zweiten Ausbaustufe zusätzliche Parkkapazitäten im Bereich des Lenneper Bahnhofs geschaffen werden. Und dies sogar mit minimalem Investitionsaufwand: Da das P+R Parkhaus am Remscheider Hauptbahnhof sich offenbar als Fehlplanung erwiesen hat - kaum jemand will dort sein Fahrzeug abstellen - wird das nach dem Baukastenprinzip errichtete Gebäude einfach demontiert und am Lenneper Bahnhof wieder aufgebaut. Hierzu Stadtplaner Hans-Gerd Sonnenschein: „Unsere Leute haben das schon durchkalkuliert. Das rechnet sich in ein paar Jahren. Wir sind da ganz zuversichtlich.“
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