Der Vorstand des FC Remscheid – 1. Vorsitzender Ralf Niemeyer, 2. Vorsitzender und Geschäftsführer Thorsten Greuling und Schatzmeister Ralf Trögel – sind einer Meinung: „Das Röntgen-Stadion muss erhalten bleiben!“ Als traditionsreiche Fußballstätte, die schon viele Größen des deutschen und internationalen Fußballs gesehen habe, und als Kulturgut. Das betonten die drei gestern in einer Pressekonferenz im Vereinsheim „1908 Treff“. Das Stadion habe zwar „seine Schwächen“, sei aber auch keinesfalls eine „Bruchbude". Mit Ausnahme der „Südtribüne" seien gleich zwei Tribünen nutzbar: Die Haupttribüne, die der in Reinshagen in allen Belangen überlegen sei, ebenso wie die Pressetribüne, die bei höherklassigem Fußball durchaus wieder wichtig werden könnte. Auch sei im Stadion eine Fantrennung möglich, erforderlich schon ab der Oberliga. Und dann der Rasen: hervorragend gepflegt, so dass kein Ball verspringen könne und die Verletzungsgefahr niedrig sei.
Warum dieses Loblied? Weil der FC-Vorstand sich mit dem Plan der Stadt Remscheid nicht anfreunden kann, dem Verein künftig im Stadionspielen zu lassen. Die fast hundert Jahre alte Tribüne und das ganze Stadion Reinshagen versprühe „den Charme der 1960er Jahre – alles andere als zeitgemäß!“ Das könne keine Heimspielstätte mit Zukunft sein. Ralf Niemeyer (Foto oben rechts): „Reinshagen ist absolut dezentral und hat keine gute Verkehrsanbindung.“ Das schrecke neue, talentierte Spieler von auswärts ab, was wiederum die ambitionierten Ziele des FCR gefährde. Und aus Lüttringhauser Sicht liege das Stadion Reinshagen genau am anderen Ende der Stadt. Thorsten Greuling (Foto oben links): „In Lüttringhausen ist der FCR beheimatet. Von dort und aus Lennep kommen die meisten Fans. Ob die zum Umzug ins weit entfernte Reinshagen bereit sein würden, ist mehr als fraglich.“
Also soll es auch künftig das Röntgen-Stadion sein, verkleinert auf eine Kapazität von ca. 5.000 Zuschauern. Die Pläne des FC-Vorstands sind ambitioniert: Die Rückwand und das Dach der Haupttribüne sollen abgebaut werden. Angebaut werden soll ein modernes Multifunktionsgebäude mit Überdachung der Tribüne. Auf dem neuen Dach LED-Strahler, um den Fußballplatz ausleuchten zu können. Auf Nord- und Südkurve soll verzichtet werden. Dafür sollen Dach und Technik der Pressetribüne saniert werden. Auf dem neuen Dach der Haupttribüne sowie im Bereich Südkurve wäre Platz für Sonnenkollektoren zur eigenen Stromerzeugung.
Zur Geschichte des Röntgen-Stadions in Lennep
Gebaut 1925 als „Kampfbahn für Turnen und Sport". Genutzt für Schul- und Leichtathletikwettkämpfe. Seit den 1970er Jahren Heimat der 1. Mannschaft des FC Remscheid. • Nach einer fulminanten Aufstiegsserie, die den FC Remscheid bis in die 2. Bundesliga führte, bekam das Stadion einen neuen „Anstrich" und wurde für mehrere Millionen Mark ausgebaut. Wiedereröffnung 1982 mit einem Spiel gegen den FC Schalke 04. Zum dritten Aufstieg in die 2.Bundesliga (1991) erhielt die Arena den Namen „Röntgen-Stadion".
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Den großen Neubau hinter der Haupttribüne stellt sich der Vorstand dreigeschossig vor,
- mit Kabinen, Lagerräume, Schiedsrichterraum, Medizinraum, Dopingkontrollraum, Fan-Shop, Kiosk, Speisen und Getränke auf der Untere Ebene,
- mit Gastronomie, VIP-Räume, Veranstaltungsräume auf der mittlere Ebene und
- mit Büroräume zur Vermietung und einer Wohnung für den Platzwart auf der oberen Ebene.
Apropos Speisen und Getränke. Unter „Gastronomie“ versteht der FC-Vorstand keine Beköstigung allein während der Sportveranstaltung, sondern ein vermietetes Lokal, geöffnet wie jedes andere. Unter einer „modernen Sportanlage für Sport, Freizeit und Kultur“ versteht der Vorstand „die Nutzung für Konzerte (Indoor/Outdoor), Lesungen, Tagungen, Kongresse, kleinere Hausmessen, Sommer-Open-Air-Festival, Kinoabend, Publik Viewing etc.“
Aus der Portokasse wäre dieser Plan nicht zu finanzieren. Niemeyer sprach gestern von vier bis fünf Millionen Euro an reinen Baukosten. Hinzu käme der Kaufpreis für das Gelände, das derzeit der Stadt Remscheid gehört. Macht zusammen einen zweistelligen Millionenbetrag aus, den der FC Remscheid nicht hat. Deshalb ist an die Gründung einer Gesellschaft gedacht, an der sich vermögende Vereinsanhänger („gerne aber auch die Stadt“) beteiligen sollen. „Der FC Remscheid e.V. ist mit namhaften Unternehmern und Persönlichkeiten unserer Stadt in intensiven Gesprächen“, hieß es gestern. „Wir bitten um Verständnis, dass wir die Namen zum heutigen Tage noch nicht veröffentlich dürfen. Dies wird zeitnah nachgeholt!“ Der Finanzierungsplan sei „aktuell in Arbeit“ und werde „selbstverständlich ebenfalls nachgereicht“.
Natürlich sei noch nicht alles „in Stein gemeißelt“, räume Ralf Niemeyer ein. Das Ganze sei zunächst nicht mehr als eine Diskussionsgrundlage. Zugleich setzt der FCR auf „viele Unterstützer“ und zeigt sich überzeugt davon, „dass das Röntgen-Stadion noch viele Jahre Mittelpunkt großartiger Veranstaltungen sein wird - für Sport, Freizeit und Kultur“!
Dass Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz für die Stadt Remscheid andere Pläne mit dem Lenneper Stadion verfolgt, weiß der FC-Vorstand. Und seit gestern hat er es auch schriftlich: Zitat aus der Pressemitteilung der Stadt, die der Waterbölles gestern zwei Stunden vor Beginn der Pressekonferenz erhielt und veröffentlichte: „Mast-Weisz stellte zugleich aber auch klar, dass die Stadt aufgrund der Haushaltssicherung an rechtliche Voraussetzungen gebunden ist: ‚Die Stadt darf aus Haushaltsmitteln keine doppelte Infrastruktur schaffen. Das bedeutet, dass zusätzliche Einrichtungen nicht finanziert werden können.‘ Als Beispiele nannte er unter anderem neue Sportstätten, Veranstaltungsflächen oder Bildungseinrichtungen“. Das bezog sich auf die neue Infrastruktur der Sportanlage Hackenberg, in die die Stadt Remscheid gegenwärtig rund 1,8 Millionen Euro investiert.