Vorschläge zum Stadtumbau kamen bei Bürgern gut an
„Die Wohnungswirtschaft steht vor schwierigen Aufgaben“ titelte der Waterbölles am 7. Februar 2007, berichtete von 383 leer stehenden Wohnungen im öffentlich geförderten Wohnungsbau in Remscheid und zitierte Stadtplaner Hans Gerd Sonnenschein: Es sei nicht ausgeschlossen, dass heruntergekommene Mietshäuser abgerissen und durch Grünflächen ersetzt würden, wenn der „Stadtumbau West“ in Remscheid Gestalt annehme. Das hat er inzwischen. Durch Werkstattgespräche, zu denen Michael Happe und Martin Hellriegel vom Essener „Büro für Kommunal- und Regionalplanung“ im Auftrag der Stadt Bürger und „Schlüsselpersonen aus Industrie und Gewerbe“ (Happe) eingeladen hatten – im März zum Honsberg, im April nach Stachelhausen und Kremenholl. Und gestern nun erläuterten die Planer den Bürgern in der Aula des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums, wie sich die Modernisierung dieser „in die Jahre gekommenen“ Stadtteile vorstellen. „Um einen Fuß in die Tür zu bekommen“ (Baudezernent Helmut Kennepohl) wird die Stadt bereits in der kommenden Woche beim Land einen Förderantrag stellen – für erste Maßnahmen im Jahre 2008. Nach den Sommerferien wird es dann Sache der Kommunalpolitiker sein, die verschiedenen Vorschläge der Planer zu bewerten. Und in den folgenden Jahren (bis 2013) soll das Programm „Stadtumbau West“ dann in das „EFRE-Programm“ der Europäischen Union übergehen (EFRE = Europäische Fondsfinanzierung regionaler Entwicklungsmaßnahmen). Dabei denkt die finanzschwache Stadt Remscheid an jährliche Förderanträge für Teilprojekte. Das wird ihr selbst zwar einige „Klimmzüge im Haushalt“ abverlangen (denn ohne Eigenanteil keine Förderung), aber über die Jahre hinweg verteilt sei das leistbar, meinte Kennepohl gestern und zog die Zustimmung der Kommunalaufsicht erst gar nicht in Zweifel.
Eines haben die Stadtteile Stachelhausen, Blumental, Honsberg und Kremenholl gemeinsam: „Alarmierende Einwohner- und damit auch Kaufkraftverluste, ablesbar an leerstehenden Wohnungen, Ladenlokalen und Betrieben. Darüber hinaus belegen Bilder Verwahrlosungstendenzen. Drastische Image- und damit auch Wertverluste sind bereits heute die Folge“, hieß es am 11. Mai in einer Einladung der Stadt Remscheid zu der gestrigen Bürgerversammlung, die von Oberbürgermeisterin Beate Wilding moderiert wurde. Etwa fünfzig Bürgerinnen und Bürger waren erschienen, darunter viele, die auch an den vorauf gegangenen Werkstattgesprächen teilgenommen hatten. Sie waren verständlicherweise neugierig, was sich die Planer aus Essen an neuen Grünflächen, Wege und Plätzen, attraktiven Wohn- und Infrastrukturangebote sowie zukunftsfähigen Gewerbegebiete haben einfallen lassen. Von einem „Zwischenbericht“ sprach Michael Happe. Denn auch in den nächsten Jahren sei die Mitwirkung der Bürger gefragt. Nicht ausgeschlossen, dass es dann auch ein „Stadtumbaubüro“ geben wird mit Ansprechpartnern für Bürger und Investoren.
Mit letzteren steht und fällt das ganze Projekt. Nur wenn Hausbesitzer/Grundstückseigentümer bereit sind, eigenes Geld in Neubauten zu investieren (nachdem sie alte Gebäude haben abreißen lassen), könne die „Abwärtsspirale in diesen Stadtteilen unterbrochen werden“, betonte Michael Happe in seinem Vortrag. Er bezifferte den Finanzrahmen der privaten Investoren allein für den Bereich Stachelhausen mit 20 bis 30 Millionen Euro. Da müssen dann die städtische Wohnungsbaugesellschaft GEWAG und andere Besitzer größerer Wohnungsbestände und/oder Grundstücke eine Vorreiterrolle übernehmen, damit sodann auch „kleinere“ Hausbesitzer davon überzeugen werden können, dass es auch für sie finanziell interessant sein kann (höhere Mieteinnahmen statt zunehmende Leerstände und damit Verluste), sich an diesem Stadtumbau zu beteiligen.
Michael Happe: „Es gibt inzwischen die Bereitschaft ‚größerer’ Eigentümer mitzumachen!“ Dazu gehört auch Die ThyssenKrupp Real Estate GmbH. Sie verwaltet unter anderem eine Industriebrache an der Papenberger Straße, würde dieses Gelände gerne „gewerblich entwickelt“ (Happe). Das haben die Essener Planer aufgegriffen. Sie schlagen an dieser Stelle einen „Industriehof“ (Lärmschutz) für kleinere Industrie- und Gewerbebetriebe vor. Und dabei beziehen sie einige Wohnhäuser an der Wohlfahrtsstraße mit ein, die sich in sehr schlechtem Zustand befänden und daher „rückgebaut“ (meint abgerissen) werden sollten.
Die „Einfahrt“ zum Honsberg stellen sich Michael Happe und Martin Hellriegel in einer geraden Linie ab Freiheitsstraße vor, beidseitig befahrbar. Dazu müsste die jetzige Fußgängerunterführung ausgebaut werden. Für den Bereich südlich der Bahn wurden gestern zwei Alternativen präsentiert:
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Dem „Kaufpark“, derzeit nördlich der Bahn, baut dort neu, oder
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„Lindenhof“ und evangelische Kirchengemeinde schaffen dort gemeinsam ein neuer Bürgerzentrum. Ihre Standorte könnten dann mit Einfamilienhäusern und Reihenhäusern attraktiv bebaut werden.
Auch für den Bereich „Honsberg Süd“ (Halskestraße) sehen die Planer erheblich Handlungsbedarf, vor allem bei der GEWAG. Würde die ihre dortigen Mietshäuser teilweise abreißen, teilweise umgestalten (statt fünf kleiner Wohnungen zwei bis drei größere) und grundlegend modernisieren („derzeit liegt dort keine Leitung unter Putz“, hieß es gestern), sei dort auch wieder eine größere soziale Mischung der Bevölkerung zu erreichen. Ob bei der Umgestaltung von Wohnraum für soziale Zwecke Fördermittel zu bekommen seien, wollten Ute Friedrich-Zielas und Pfarrer Stefan Richert wissen, die Sprecher StadtteilEntwicklungsKonferenz Honsberg – und freuten sich über ein Ja von Sozialdezernent Burkhard Mast-Weisz.
Die Freiheitstraße stellen sich die Planer nur zweispurig vor. Das ließe dann mehr Grün und mehr Parkplätze zu. Keine Chance auf dem Wohnungsmarkt räumen sie den drei- und viergeschossigen Mietshäusern nördlich der Freiheitstraße ein, wo teilweise Gardinen Mieter nur noch vorgaukelten; viele Wohnungen dort stünden inzwischen leer. Happe: „Da will niemand mehr wohnen!“ Deshalb schlagen die Planer den Abriss dieser Häuser und zum Hang hin versetzte Neubauten vor, um der Straßenflucht auf diese Weise zu mehr Luft und Licht zu verhelfen. Die Planskizzen zum Bereich Stachelhausen (zwischen Südstraße und Honsberger Straße) zeichneten sich durch kleinere wie größere Grünzonen aus (auch dass setzt den Abbruch alter Gebäude voraus).
Der anschließende Beifall zeigte, dass die Vorschläge der Essener Planer beiden Bürgern gut angekommen waren. Stefan Richert: „Wir fühlen uns in das Projekt eingebunden!“
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