Der Stadtteil Honsberg soll nicht vor die Hunde gehen
Die Honsberger nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand: „Wie soll der Honsberg werden, damit ich mich hier wohl fühlen kann?“, ist jeder einzelne Bewohner der alten Arbeiterviertels gefragt. Und möglichst viele Antworten darauf erhofft sich die die StadtteilEntwicklungsKonferenz (SEK, von aktiven Mitgliedern selbst 'Sondereinsatzkommando' genannt), die aus einem Teil der „Stadtteilkonferenz Honsberg“ entstanden ist und aus hauptamtlichen Mitarbeitern der Kinder- und Jugendarbeit und Bewohnerinnen des Stadtteils besteht, am morgigen Freitag auf einer Bürgerversammlung im „Lindenhof“. Gestern tagte dort die Bezirksvertretung Alt-Remscheid – eine gute Gelegenheit für die SEK, sich den Kommunalpolitikern mit ihren Zielen und Wünschen vorzustellen.
Die SEK habe es sich zur Aufgabe gemacht, über die vorhandenen vielfältigen Aktivitäten der Honsberger Träger hinaus für die Anwohner als Koordinierungsstelle tätig zu sein, um den Stadtteil wieder attraktiver zu gestalten. Dabei möchte sie in den nächsten Jahren „gerne für und mit den Menschen in diesem Stadtteil“ folgende Ziele erreichen:
- Imageverbesserung des Stadtteils
- Schaffung einer stärkeren Lobby für den Stadtteil
- Erreichung einer Wohnumfeldverbesserung
- Wirtschaftliche und soziale Aufwertung des Stadtteils;
- Extremistischen und fanatischen Gruppierungen entgegenwirken
- Größere Identifizierung der Bürger mit „ihrem" Stadtteil
- Steigerung der Partizipation von Anwohnern
Dabei sei „jeder gefordert“, betonte Ute Friedrich-Zielas und wünschte sich eine enge Zusammenarbeit mit der Bezirksvertretung. Und Pfarrer Hans-Günther Korb, seit 30 Jahren Pfarrer in der "Problemzone Honsberg", appellierte mit Herzblut an die Kommunalpolitiker: “Hier brennt es!“
Das schaffe die SEK alleine nicht, stellte denn auch Ernst-Otto Mähler (SPD) fest. Hier komme es auf das Zusammenspiel vieler an (Anm.: In erster Linie doch wohl auf Rat und Verwaltung). Denn, so die drei Vertreter StadtteilEntwicklungsKonferenz: „Mit ein wenig neuer Wandfarbe ist es nicht getan!“ Das zielt auch auf die Remscheider Wohnungsbaugesellschaft GEWAG, deren Vorstand es in dieser Sitzung vorzog, über leer stehende Wohnungen lieber unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu berichten. Während Mähler die Verwaltung aufforderte, sich auf die Suche nach Fördertöpfen zu begeben, konnte Bezirksvorsteher Bernd Quinting konkreter werden; er verwies auf den jüngsten Antrag der CDU, sich für die Stadtteile südlich der Freiheitstrasse um EU-Gelder aus dem Fond für Regionale Entwicklung zu bemühen.
Doch es gibt Probleme, die sind mit Geld nicht zu lösen. Im Stadtteil Honsberg gibt es keine Einzelhandelsgeschäfte mehr („Korb: “Auch türkische Geschäftsleute sehen hier keine Chance“). Verschwunden sind auch die vielen Kneipen, die es früher in diesem Arbeiterviertel gab (Korb: “Bei einem Bier pro Kneipe wäre man damals sturzbetrunken gewesen“). Im evangelischen Kindergarten haben 70 bis 80 Prozent der Jungen und Mädchen einen Migrationshintergrund (Korb: „Pädagogischer Unsinn; da können deutsche Kinder bestenfalls Türkisch lernen“). Die Folge: Deutsche Eltern schicken ihre kleinen Kinder lieber in andere Kindergärten.
Und damit zum Schulproblem. In der Honsberger Grundschule hat die Hälfte der Schüler einen Migrationshintergrund. Inzwischen erwarten auch türkische Eltern von dieser Schule keine Bildungschancen für ihre Kinder. Und was passiert, wenn im kommenden Jahr die Grundschulbezirke aufgehoben werden? Für Pfarrer Korb ist die Antwort klar: „Dann schicken deutsche Eltern ihre Kinder lieber in andere Schulen, etwa in die Freiherr-vom-Stein-Schule oder in die Stadtparkschule.“ Korbs Forderung: Eine neue Bevölkerungsstruktur. Das gehe aber nicht ohne eine veränderte Wohnungsbelegung und bessere Wohnungen.
Für Christel Hermann von den Grünen war diese engagiert vorgetragene Situationsbeschreibung im Grunde nicht neu: „Schon vor zehn Jahren war der Name ‚Honsberg’ mit einer Zunahme von Sozialhilfebedürftigkeit, Arbeitslosigkeit und Migrantenanteil verbunden.“ Das gilt auch für den benachbarten Stadtteil Stachelhausen, den sich die Bezirksvertretung im Februar näher ansehen will. Dort hat sich - mit ähnlichen Zielen wie die SEK - der „Bürgerkreis RS-Stachelhausen 2020“ gebildet, in der gestrigen Sitzung vertreten durch Susanne Gottschalk und Klaus Kowakowski. Er erinnerte an eine Initiative zur Wohnumfeldverbesserung, die inzwischen sieben Jahre zurück liege. Aus dem Rathaus habe er damals den Bescheid bekommen: „Kein Geld und kein Personal!“
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Karl Heinz Christians am :
Klaus Kowakowski am :