Bunte Strickereien als Protest gegen ein DOC an der Blume
Per E-Mail unterrichtete gestern eine anonyme Gruppe, die sich „Fluffy-on-tour“ nennt, die Remscheider Ratsfraktionen, Stadtdirektor Burkhard Mast-Weisz, Stadtkämmerin Bärbel Schütte und das Stadtmarketing davon, dass sie in der Nacht zuvor 39 Laternen (vom Hauptbahnhof über den Nordsteg, Richtung Alleestraße) mit Strickobjekten umhüllt habe. Unter dem Aktionsnamen 'Erste Hilfe für Remscheid' machen die Unbekannten klar: „Designer Outlet Center? Ja! An der Blume? Nein!“ Sehr wohl sei aber ein DOC in den Leerständen aller drei Stadtteile denkbar. „Besser noch: Im gesamten Städtedreieck, denn Zusammenhalt macht stark und bringt Erfolg!“ Zugleich wird in der E-Mail auf eine Internetseite (http://www.fluffy-on-tour.de), verwiesen, die deutlich macht, dass es sich um eine sogenannte Strickguerillagruppe handelt, die mit ihren bunten Strickobjekten politischer Ziele verbinden. Ein Impressum findet sich auf dieser Seite nicht; die Verantwortlichen selbst scheuen offensichtlich die Öffentlichkeit. Aus Mangel an Zivilcourage?
Mit dem geplanten DOC an der Blume haben sich die „Guerillastricker“ intensiv beschäftigt, bevor sie ihre Aktion starteten. Das macht ein Schreiben deutlich, das der E-Mail anhing. Der Waterbölles dokumentiert es nachfolgend:
„Das geplante Design-Outlet-Center macht die Landschaft „Blume“ kaputt und zerstört den bestehenden Einzelhandel der drei Stadtteile (Remscheid, Lüttringhausen und Lennep). Außerdem scheitert der Vergleich der Standorte Remscheid und Roermond, da in Remscheid keine fußläufige Anbindung besteht und hier nicht leerstehende Gebäude genutzt werden, sondern ein Landschaftsverbrauch stattfindet. Im Jahr 2009 wurde Roermond zur besten mittelgroßen Innenstadt Hollands gewählt, mit folgenden Begründungen: Gemütliche Atmosphäre der Innenstadt, reiche Geschichte mit monumentalen Gebäuden und Kirchen, einzigartige Lage am Wasser in Kombination mit einem umfangreichen Einkaufs- und Gastwirtschaftsangebot. Wo aber findet man in dieser Beschreibung Remscheid wieder? Treffender wäre ein Vergleich mit Zweibrücken. Die Entfernung zum DOC ist dort ähnlich. Die Innenstadt ist ausgestorben und das DOC brummt. Daran ändert auch eine große Hinweistafel auf regionale Produkte am DOC-Eingang nichts!
Ein DOC an der Blume wird zu weiteren innerstädtischen Leerständen führen. Auf der Alleestraße existieren bereits über 21 Leerstände. Das Gleiche betrifft Lennep: Kölner Straße und die Altstadt bringen es mittlerweile auf ca. 40% Leerstand (darunter auch das ehemalige Karstadt/Hertie-Gebäude).
In Remscheids Straßen gammeln Gebäude mit meterlang verklebten Schaufenstern vor sich hin. Um das traurige Stadtbild zu verschönern, werden Schaufenster von leerstehenden Gebäuden dekoriert. Aber selbst dies kann nicht mehr den fälschlichen Eindruck einer Idylle vorgaukeln. Die Mitmach-Strickguerilla „Fluffy-on-tour“ möchte mit ihrer Aktion „Erste Hilfe für Remscheid“ die Remscheider in ihrer Forderung unterstützen, dass sich die Politiker um die Wiederbelebung dieser Leerstände bemühen sollten, anstatt einen DOC-Neubau an der Blume voranzutreiben. Denn eine logische Schlussfolgerung wäre es, die Design-Outlet-Läden in die Leerstände zu holen!
Sollte wirklich das DOC an der Blume eröffnet werden, so würden daraus weitere Leerstände resultieren und es ist sehr unwahrscheinlich, dass Besucher nach dem Einkauf im DOC noch ca. 10 Kilometer Autofahrt auf sich nehmen, um die „leerstehende Stadt“ Remscheid zu besichtigen – siehe Zweibrücken!
Eine mögliche Idee, für eine gemeinsame Lösung, wäre:
1.Eröffnung von Design-Outlet-Läden mit junger Mode in den Leerständen der Remscheider Innenstadt ! (z.B.: Mango, Adidas, Nike, Puma, O'Neill, Reebok, Quiksilver, Oxbow, Mexx, Titus, Converse, Sir Benny Miles, Ecko Unlt., Tom Tailor, Timberland, The North Face, Diesel, Miss Sixty, Levi's, Jack Wolfskin, Swatch, Vans, Esprit, Görtz17, Accessorize, Oasics, Bench, BiBa, Bruno Banani, Clarks, Geox, Lee Wrangler, Oakley, Odlo, Olymp, Skechers, United colors of Benetton)
2. Eröffnung von Design-Outlet-Läden mit „gehobener“ Mode in den Leerständen von Lennep! (z.B.: Mustang, Calvin Klein, Dolce & Gabbana, Tommy Hilfiger, Diesel, Hugo Boss, Dior, Polo Ralph Lauren, Lacoste, Rolex, Fossil, Jaeger, Fred Perry, Diane von Furstenberg, Versace, Gucci, Bugatti, Golfino, Marc O'Polo, Petit Bateau, Roy Robson, Swarovski, Strenesse)
3. Eröffnung von Design-Outlet-Läden zum Thema Regionales, Haushalt, Deko & Hobby in Lütthringhausen! (z.B.: Villeroy & Boch, Black & Decker, Vaillant, Bose, Burberry, Bodum, Home & Cook, Solinger Messer, Haribo, Bergische Spezialitäten & Köstlichkeiten, Lindt, Rosenthal, The Body Shop, Kitchen Factory, Werksverkäufe Bergischer Unternehmen)
Über den Bau an der Blume soll bald abgestimmt werden. Gefragt wird: Soll ein DOC an der Blume gebaut werden? Ja, oder Nein? Aber sollte eine faire Frage nicht lauten: Soll ein DOC an der Blume neu gebaut werden, oder soll ein DOC in den Leerständen (Allee Straße, Lüttringhausen und Lennep) eröffnet werden? Natürlich fragt man sich, wer das organisieren sollte. Jedoch sind die Kosten für solch eine undurchsichtige Umfrage (60.000€ laut Sonntagsblatt vom 4.Sept.2011) und bisherige, (sowie folgende) Gutachten so hoch, wie ein gutes Jahreseinkommen für jemanden, der sich mit der Aufgabe der Besiedelung der Leerstände durch Design-Outlet-Läden befassen könnte!
Zum Glück gibt es für den Bau an der Blume noch lange kein grünes Licht von der Landesregierung in Düsseldorf, denn wenigstens der nordrhein-westfälische Bauminister Harry Voigtsberger (SPD) sieht vielerlei Gründe, warum das DOC an der Blume nicht in Frage kommt. Erfreulicherweise ist auch die Meinung der Vertreter des bergischen Länderdreiecks für solch eine Baumaßnahme entscheidend. Diese sprechen sich, ebenso wie Düsseldorf, entschieden gegen die Bebauung der Blume aus. Denn: „Auf der einen Seite will man die Remscheider Innenstadt beleben und fordert die Händler zu mehr Engagement auf. Auf der anderen Seite zieht man ihnen den Teppich unter den Füßen weg.“ (RGA, „Die OB will mehr Druck“, 01.07.2011). Sinnvollerweise sprach sich natürlich auch der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz gegen ein DOC an der Blume aus.
Am 16. Oktober soll nun über ein DOC an der Blume abgestimmt werden (Briefwahl beginnt bereits am 19. September). Remscheids OB Beate Wilding möchte die Umfrage als Druckmittel gegen die Haltung der Landesregierung nutzen und spekuliert dabei auf eine breite Mehrheit. Hier sollte jedoch beachtet werden, dass viele Fragen, die McArthur Glen bezüglich der Verwaltung des DOC beantworten müsste, immer noch ungeklärt sind und voraussichtlich NICHT VOR der Wahl bürgernah und umfangreich geklärt werden. Die Entscheidung, die die Remscheider am 16. Oktober treffen sollen, ist für die Zukunft der Stadt zu wichtig, als dass sie nur auf Halbwissen und auf Hörensagen beruhen darf! Außerdem sind die Wahlmöglichkeiten der Umfrage alternativlos und somit von Politikern vorentschieden! Außerdem sollten sich die Remscheider genau überlegen, ob sie das weitere „Aussterben“ von Alleestraße, Lennep und Lüttringhausen unterstützen wollen! Eine gute Mischung von Outlets und normalen Geschäften schafft Attraktivität für alle und bringt Leben und neue Käuferschichten in die Stadt. Die Bahnhöfe (mit großen Leerständen!), der Nordsteg und die guten Verkehrsverbindungen der Stadtteile bieten sich für die stadtteilorientierte Outletidee geradezu an. Auch die Autobahnanbindungen sind für alle drei Stadteile bestens. Parkraum existiert und kann an etlichen Stellen erweitert werden. Gutscheine wie es die Idee des Weihnachtsmarkttickets von Düsseldorf vormacht (Info kann geliefert werden) können als Lockartikel für Kunden aus dem weiten Umland genutzt werden. Wo bleiben die Verantwortung, der Einsatz und die kreativen Ideen der Politiker für Remscheid? Man sollte versuchen die gute Seite der „Leerstandsmedaille“ zu nutzen! Dazu wird nun von den Bürgern Remscheids ein NEIN zum DOC an der Blume und ein JA zum DOC in den Stadtteilen benötigt. Sogar das Städtedreieck kann miteinbezogen werden! Denn diese Idee kann gemeinsam für die ganze Region genutzt werden! Ein DOC an der Blume ist für die Politik natürlich bequem, ein Abwälzen der Entscheidung auf uninformierte Bürger jedoch politisch unverantwortlich!“
Kommentare
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Christoph Humpert am :
"Strick" am :
Bernd Burchardt am :
Lothar Kaiser am :
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Chronist am :
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Armin Gerhardts am :
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Eija Tirkkonen am :
Felix Staratschek am :
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