Teile des städtischen Kunstbesitzes nur "Gerümpel"?
Um den städtischen Kunstbesitz – rund 2070 Gemälde, Zeichnungen, Stahlstiche, Radierungen, Lithografien, Holz- und Linolschnitte, Siebdrucke, Fotografien und Skulpturen – steht es noch schlechter, als bisher zu vermuten war. Darauf lassen Äußerungen von Vertretern aus Politik und Verwaltung in der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Kultur und Weiterbildung schließen, der im Deutschen Röntgen-Museum tagte.
- Klaus Küster, Ratsmitglied der Linken: „Schon Anfang der 1990er Jahre habe ich im Tillmannschen Haus neben der Stadtbibliothek eingelagerte Kunstwerke gesehen, die durch falsche Lagerung beschädigt waren!“ Künstlerische Arbeiten von ihm selbst, im Besitz der Stadt, seien „weitgehend zerstört worden“. Sein Appell an die Stadt: „Alle Schäden müssten zu Papier gebracht werden!“
- Karl Heinz Humpert, Ratsmitglied der CDU: „Im Kunstlager des Tillmannschen Hauses herrschte das absolute Chaos!“
- Kulturdezernent Dr. Christian Henkelmann: Ein Teil des Kunstbesitzes habe zeitweilig auch in einem Raum der Stadtwerke gelegen, der von Schimmel befallen gewesen sei. „Für eine Restaurierung beschädigter Objekte fehlen uns die Mitarbeiter und de Mittel“!“
- Fritz Beinersdorf, Fraktionsvorsitzender der Linken: „Zum so genannten Kunstbesitz gehört auch viel Gerümpel, zum Beispiel Mappen wie ‚Der edle deutsche Soldat‘!“
- Dr. Christian Henkelmann: „Schon aus Platzgründen sollten wir die Spreu vom Weizen trennen und uns überlegen, für was eine Aufbewahrungspflicht besteht und für was nicht!“ Manches belaste das Archiv sicherlich unnötig. Aber: „Auch für einen Gutachter fehlt uns das Geld!“
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Über die Ankäufe von Kunstwerken entschied seinerzeit ein „Kunstbeirat“ des städtischen Kulturausschusses. Er gab dafür zwischen 1980 und 1993 169.440 Euro aus; wie inzwischen feststeht. In der zum 1.1.2008 erstellten Eröffnungsbilanz der Stadt Remscheid finden sich die „Kunstwerke“ allerdings lediglich mit einem Erinnerungswert von je einem Euro wieder (siehe nebenstehende Tabelle).
Eine Aufstellung des städtischen Kunstbesitzes in Form einer pdf-Datei, auf eine CVD gebrannt, verteilte in der Sitzung des Kulturausschusses Lutz Heinrichs. Was nun noch fehle, sei eine Inventarliste der städtischen Graphothek, hieß es in der Sitzung. Klaus Küster, der zuvor bereits Gelegenheit gehabt hatte, sich die Kunstliste anzusehen, wunderte sich: Er habe darin er auch eine Radierung entdeckt, die ihm zugeschrieben werde. Er habe jedoch noch nie eine Radierung an die Stadt Remscheid verkauft. „Da gibt es eine Menge Ungereimtheiten!“, vermutete er.
Von Fritz Beinersdorf kam der Vorschlag, zumindest einmal zu sichten, welche Teile des städtischen Kunstbesitzes für die Stadt- oder Industriegeschichte noch von Belang seien oder bezogen auf bekannte Remscheider Persönlichkeiten. Von anderem könne man sich dann trennen. „Die Salonmalerei des 18. Jahrhunderts dürfte durchaus noch einen gewissen Wert haben“. Einwand von Dr. Henkelmann: Auch ein Hasenclever-Gemälde erziele heutzutage einen weitaus geringeren Wert als noch vor ein paar Jahren.
Gleichwohl plädierte wie Beinersdorf auch Philipp Wallutat (FDP) für den Verkauf verzichtbarer Objekte, „bevor diese weitere Jahrzehnte im Archiv rumliegen“. Der Nachlass des Bühnenbildners Teo Otto war damit allerdings nicht gemeint. Ein Teil davon müsse im Stadttheater, das dessen Namen trage, künftig seinen festen Platz haben, betonte Kulturdezernent Henkelmann. Für andere Werke von Teo Otto interessiere sich man sich in Solingen für die Ausstellung „Verfemte Kunst“. Auch mit den Erben von Teo Otto müsse die Stadt Rücksprache halten.
Bisherige Berichte im Waterbölles:
11. März 2016: "Kunstschätze" der Stadt bleiben in der Diskussion
9. März 2016: Als kultureller „Lagerbestand“ zu gar nichts nutze
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Nicole Rensmann am :
Chronist am :