Der Hohenzollernplatz in Lennep
von Dr. Wilhelm R. Schmidt
Liebe Lennepfreunde,
immer wieder erinnern wir uns an den Mollplatz mit seinem historischen Kaiserdenkmal. Manche von uns haben es ja noch selbst erlebt, aber die Zeit schritt damals wie heute immer weiter fort, und in den 1930-er Jahren versuchten die Nationalsozialisten auch in Lennep, die Erinnerung an die letzten beiden deutschen Kaiser und ihre Hohenzollernfamilie zu verdrängen. Da traf es sich gut, dass der Mollplatz sowieso schon unter einer zu großen Verkehrsdichte litt, man wollte deswegen das Areal besser nutzen und umgestalten.
Um 1935 war es dann soweit. Das Kreisblatt brachte einen Artikel mit einem Foto, das den metallenen Kaiser Wilhelm I. an dem Baukran einer Lenneper Baufirma zeigt, auf einem weiteren sieht man ihn dann auf einem Pferdefuhrwerk, abfahrbereit ins Exil. Die Überschrift lautete: „Ein Kaiser fährt durch die Stadt“. Man hätte genauso sagen können: Der Kaiser wurde strafversetzt, nämlich an die Peripherie, auf ein Stück Wiese, das zwischen der Ringstraße sowie der Hermann-, Friedrich- und Zeppelinstraße lag und heute einen Spielplatz vorstellt.
Man erklärte die Wiese dann zu einem Lenneper Platz, und es gibt eine Menge Postkarten, die das Areal als „Hohenzollernplatz“ bezeichnen. Aber die „Verbannung“ sollte nicht von langer Dauer sein. Denn bereits wenige Jahre meinten die nunmehr Kriegsführenden, das edle Metall des vergangenen Kaisers für ihre Kriegszwecke nutzen zu müssen, so wie etwa die Glocken der Katholischen Kirche in Lennep.
Ein Lenneper Heimatfreund dichtete Jahrzehnte später in Platt:
Vie hatten ok noch en Denkmohl, da soht met Mantel on Helm, om Peed on Marmorsockel, de ahle Kaiser Welm, Et gof dann späder ens en Tit, dat Kaisersch nix mer golten, do worn wie en wieder quitt, sei hant en eingeschmolten. De Sockel steht ongertöschen vör Offermans Fielenfabrik, drop sätten jetz Göttling on Möschen, dat Denkmohl brängt keiner terück.
Dem Dichter fiel war offenbar gar nicht aufgefallen, dass der Kaiser vom Mollplatz (zuvor hieß er natürlich Kaiserplatz) gar nicht auf einem Pferd saß, sondern aufrecht auf seinem Sockel stand. Das Areal in der Lenneper Neustadt und seine spätere Nutzung und Gestaltung blieben übrigens bis heute verbesserungswürdig…
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