Nahversorgung mit Dreirad und Liewermängken
Die Hofschaft Morsbach wäre keine Hofschaft gewesen, wenn es nicht auch Lebensmittelläden gegeben hätte. Da war zum einen die Milli Diederichs, die mitten im Hof einen Laden hatte, wo man das Wichtigste (auch Schulsachen) erwerben konnte. Lina Wesel in Höhe der Löher Siedlung auf der Morsbacher Straße hatte den zweiten Laden, wo man fast alles Lebensnotwendige kaufen konnte. Ihr kam zugute, dass die Schulkinder der Morsbacher Schule gerne naschten... Als dritter im Bunde ist Gustav Mähler mit seinem Laden zu nennen, der über den Milchverkauf immer größer wurde. Gustav Mähler hatte eine für damalige Zeiten mittelgroße Landwirtschaft. Gerne erinnere ich mich, wie ich mich als Kind im Heu der Scheune tummelte, beim Heueinfahren half, beim Schlachten zusah und hier und da aus dem Wurstkessel naschen durfte.
Es sind auch berühmte Männer aus der Morsbach hervorgegangen: Da ist zum einen der Maler Johann Peter Hasenclever zu nennen, der (den Morsbachern eher als Kloebbe-Haus bekannt) in der Morsbach seine Jugend bis zum 16. Lebensjahr verbrachte, dann in Düsseldorf seine Ausbildung zum Maler begann und später über München, Tirol, Schweiz und Italien seine Karriere vertiefte. Das Historische Zentrum der Stadt Remscheid ist im Besitz von 45 Zeichnungen und Gemälden des Malers. Leider ist Johann Peter Hasenclever mit seinen 43 Jahren viel zu früh gestorben.
Ein weiterer berühmter Zeitgenosse war der Mundartdichter und -sänger Caspar Wittkop, der ab dem 12. Lebensjahr im Hof aufgewachsen ist. Mit 14 war er beim Sägenschmied Ferdinand Melchers tätig und lernte das Handwerk des Sägenschmiedes. Zu Fuß wurden damals die fertigen Sägen auf den Stadtkegel zum Kaufmann getragen. Auf diesen Wegen entstand so mancher Reim. Caspar Wittkop liebte die Musik und schloss sich schon früh dem Gesangverein an, der in der Alten Wendung hatte in der Wirtschaft König (Restaurant Waldesheim) sein Domizil hatte. 1910 gründete er den Plattdeutschen Gesangverein "Guot Fröng". In die Geschichte ging er als Texter und Komponist der "Beeklieder" ein. Hier eines davon:
Die Moaschbecker Jongen van 1880
Die Hohr kot geschoren, die Piepe em Mong Su geng mols för Johren der Moaschbecker Jong, he kangt kienen Kragen, kein Schlips, kienen Huet, en hur Sieden Kappe, die stong em mols guot. En iener Hangk en Schmickelschen, su geng he emmer uht. He geng der Beek herob, on saut die Weiter ob bis owen hur nom Subereg, doch emmer kreuzfidel, bim Tesche Kahl, do kien he en, do liet he sech terdehl. He dronk sech en Kloren, on stock dann es ahn, drob geng he nom Weiten,wohen wor egal. He het die am liefsten, die net kugelrongk, en Fürken em Kenschen, on söß kehngesongkt. He geng dann met dem Schmickelschen, su net der Düren heren on sat sech op die Bank, äs wör he guot bekangt. Dann kom die Frau, on och dat Weit, sie froden hen on her, dat frogen dat huot gar nit op, sie froden krütz die kwer. Wer kalden vam Katen, vam Fusel, vam Bett, van decken Kolraben, van Ferken, vam Speck, van Küehen, van Hippen, van Aeppeln, die müer, mer plenk dann dat Weit an, on wies op die Düer. Mer geng dann met dem Schmickelschen, on seit der Frau geneit, dat Weit et kom herut, su wie et wor Gebruk, die Aul kick dann su af on ahn noch alt es durch dat Retz, mer gof sech dan en fetten Kuß, dann sait et , geneit Fretz. ((Aus „Die Morsbach, Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid“ von Günther Schmidt, einem 1999 erschienenen Bildband zum 630-jährigen Bestehen einer der ältesten Remscheider Hofschaften.)
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